lady in pink

lady in pink von hafual auf Flickr ©

relaxing view

relaxing view von hafual auf Flickr ©

Ich sitze gerade in einem megabus nach Boston. Washington D.C. ist längst weit weg – es ist jetzt 03:07 Uhr (bzw. bei der Veröffentlichung dieses Artikels schon 09:16 Uhr im Starbucks in der South Station in Boston) und der Bus hat Washington um 21:15 Uhr verlassen und fährt 10 Stunden, d.h. ohne einen Tag Verlust auf zum Indian Summer. Ich habe einiges über die Stadt Washington D.C. gelernt, wie z.B. dass sie sehr touristisch ist. Und zu diesen touristischen Gebieten der Stadt passt das Bild “lady in pink” hervorragend. Ich habe die Dame in Downtown Washington gesehen, mich in Richtung Fußgängerüberweg postitioniert und sie fotografiert.
Und um die Hektik dieses Bildes und des Tages der klassischen Touristen in Washington auszugleichen, habe ich das Bild “relaxing view” am Thomas Jefferson Memorial aufgenommen. Eine Pause ist nach dem kompletten Independence Drive auf jeden Fall notwendig.

 

Aber Washington kann auch anders:
Ich bin froh, dass ich heil im Bus angekommen bin, denn Ich habe vor der Abfahrt alleine noch Proviant für die Nacht besorgen wollen, und bin von der Busstation, die etwas außerhalb von Washington liegt, los gelaufen. Nachdem ich einen Officer gefragt habe, wo der nächste Supermarkt ist, hat er mir zwei vorgeschlagen: der erste 2 Blocks und der zweite 5 Blocks entfernt. Ich habe natürlich den 2 Blocks entfernten gewählt und bin nach seiner Beschreibung gelaufen: straight, 2 Blocks, left, right. Nachdem ich zwischen dem ersten und dem zweiten Block unter einer Brücke hindurch gelaufen war, wollte ich links gehen. Allerdings standen in der Straße leichte Mädchen. Und eines hat schon zum Angriff auf mich angesetzt, so dass ich dann doch geradeaus weiter gelaufen bin. Die nächste Straße links kam ich immer tiefer in ein Wohngebiet und konnte mir immer weniger vorstellen, dass es dort einen Supermarkt geben soll. Nachdem ich rechts gelaufen war, habe ich mich zum ersten Mal seit ich in den USA bin in einem richtig zwielichten Viertel wiedergefunden: unheimliche Hinterhöfe, Totenstille außer dem Murmeln einiger stranger Personen und heruntergekommene Häuser. Doch an der Ecke, als ich schon aufgeben wollte, sah ich dann tatsächlich einen winzig kleinen Supermarkt. Und dieser war wie aus einem Hollywood-Streifen entrissen: vergitterte Tür, 2 Verkäufer zum Schutz, dunkel und nur ein einziger Kunde der 2 Bier kauft. Ich habe den Besitzer (der sehr freundlich war) nachdem er mich gefragt hat, wie es mir geht, auch mit “Hi Sir, how are you?” begrüßt. Und der Mann hinter der Kasse war komplett durch durchsichtige Plastikwände geschützt und hat meine Ware in einem drehbaren Trichter abgerechnet (Trichter: ich lege die Ware rein, Verkäufer dreht, rechnet die Ware ab und packt sie ein, dreht zurück, ich entnehme die Ware und das gleiche Spiel mit dem Geld und Wechselgeld). Danach bin ich schnellen Schrittes vorbei an einigen unheimlichen Gestalten zur Busstation und habe mich irgendwie gefühlt, als hätte ich gerade in einem Film wie “4 Brüder” mitgespielt. Bis zu dem Erlebnis habe ich Washington eigentlich als sehr reich und snobby empfunden, aber der Grund war wohl auch nur, dass auch ich hauptsächlich in den vielen touristischen Bereichen Washingtons unterwegs war.

Hier ist dieser Artikel entstanden: Boston, Massachusetts, United States.