dried up

dried up von hafual auf Flickr ©

Knappe drei Wochen in Laos. Ein Land, das nachdenklich macht.
Zum Abschied von diesem besonderen Land war ich heute nochmal bei meinem Lieblingsort in Vientiane am Mekong (siehe Artikel “Lebensader Südostasiens“) um ein einziges Bild aufzunehmen, das ich mir für den heutigen Tag aufgespart habe. Dafür habe ich die leeren Pepsi-Dosen der eiskalten Cola, die Anja und ich bei einem Spaziergang am Mekong getrunken haben, auf den steinharten Erdplatten zwischen den riesigen Rissen platziert um die Trockenheit und Austrocknung zu unterstreichen. “dried out” ist mein Abschiedsfoto von einem eindrucksvollen Land.

 

Ein Land, das seine Gäste trotz seiner Armut herzlich empfängt, mit liebevollen und freundlichen Menschen und mit vielen Facetten (“Allesfressender Staub“). Ein Land, dessen Entwicklung in die moderne Welt erst vor 10 Jahren begonnen hat (“Arm und Reich“). Ein Land, in dem ich die coolste Party seit Monaten feiern durfte (“In the Tubing“). Ein Land, das mit einer wirklich uralten Geschichte glänzen kann (“Vor 2500 Jahren“). Ein Land mit einem goldenen Glauben voll von wunderschönen Buddhastatuen und Tempeln (“Goldene Welt“).
Ein Land, in dem ich in den drei Wochen unglaublich viel gelernt habe und das ich definitiv noch ein zweites Mal besuchen werde.

Hier ist dieser Artikel entstanden: Vientiane, Vientiane Prefecture, Laos.


wanna be a crocodile

wanna be a crocodile von hafual auf Flickr ©

the higher the better

the higher the better von hafual auf Flickr ©

doubled lunch

doubled lunch von hafual auf Flickr ©

dizzying height

dizzying height von hafual auf Flickr ©

Die heutige Sehenswürdigkeit ist ungewöhnlich. Nachdem ich in der vergangenen Woche ein Bild von einer berühmten riesigen liegenden Buddhastatue in einem Prospekt gesehen habe, die auch der Junge im Bild “the higher the better” heute für sich entdeckt hat, wollte ich unbedingt zu dem 25 Kilometer von Vientiane entfernten Buddha Park (Xieng Khuan). Das Bild habe ich von oben aufgenommen, denn in dem Park, zu dem es für 60 Cent mit einem lokalen Bus ging, kann man auf einen riesigen Steintopf klettern, in dem auf drei Ebenen verschiedenste Skulpturen ausgestellt sind. Nach oben führen zwei Wege und steile Treppen im Inneren des riesigen Kruges und von dort hat man einen schönen Blick über den ganzen Park. Der Eingang zu dem Topf führt durch den Mund des unheimlichen Kopfes im Bild “doubled lunch“, in dem der kleine Junge das Wort “auffressen” absolut wörtlich nimmt. Oben kann man auch die verschiedenen Arten der Touristen entspannt beobachten: Hochgeschwindigkeits-Chinesen, die den Park in nur 15 Minuten “ansehen” und während die Asiaten mit ihren Kindern auf dem Dach herumtollen, haben die Europäer eher großen Respekt und beobachten die Szenerie lieber sitzend (wie auch die Französin im Bild “dizzying height“, die sich sehr ängstlich um den Rundgang auf dem Dach geschlängelt hat). Natürlich ist das Dach komplett ungesichert und das äußerste Geländer ist ca. 40 cm hoch. Dahinter geht es geschätzte 15 Meter nach unten.
Anders als der Name vermuten lässt, sind in dem Park nicht nur Buddhafiguren ausgestellt, sondern diverse riesige Steinskulpturen aus dem Buddhismus und Hinduismus – alle errichtet im Jahr 1958 durch einen einzigen Künstler. Der Wald aus Statuen war wirklich spannend, aber leider ein bisschen zu dicht gedrängt. Aber am östlichen Ende habe ich noch eine kleine Entdeckung gemacht. In einem großen Becken aus Stein hat sich in einem Tümpel die Kröte im Bild “wanna be a crocodile” vor mir versteckt. Sie hat sich während der drei Minuten, die ich für das Bild gebraucht habe, keinen Millimeter bewegt und in ihrem Tarnmodus wahrscheinlich gehofft, dass ich sie nicht bemerke. Oder vielleicht hofft sie auch, dass sie wenn sie nur lange genug wartet, endlich zu einem Krokodil mutiert, um aus diesem Becken steigen zu können.
Der Park war wirklich ungewöhnlich und ich kann mir nicht vorstellen, dass es etwas ähnliches in europäischen Ländern gibt. Denn macht es wirklich Sinn, in einer endlosen Wiederholung auf einer Fläche von einem Quadratkilometer über 1000 christiliche Steinskulpturen aufzustellen? Und würden sich die Europäer so eine Sehenswürdigkeit ansehen? Wahrscheinlich nicht – aber chinesische Touristen würden sie bestimmt in großen Gruppen stürmen und in nur 30 Minuten mindestens 300 Fotos pro Person schießen. Ein Phänomen, dass man auch heute im Buddha Park wieder wunderbar beobachten konnte.

Hier ist dieser Artikel entstanden: Mueang Nong Khai, Vientiane Prefecture, Laos.


rushing up

rushing up von hafual auf Flickr ©

parched skyline

parched skyline von hafual auf Flickr ©

river walk

river walk von hafual auf Flickr ©

leave everything behind

portal to uncertainty

portal to uncertainty von hafual auf Flickr ©

An diesem Abend freue ich mich wirklich, dass ich nochmal in die Hauptstadt Vientiane zurückkehren musste. Denn ich habe heute einen Ort entdeckt, der so faszinierend und schockierend ist, dass es allein diese eine Stunde, die ich heute alleine dort verbracht habe, wert war, nocheinmal hierher zu kommen.

 

Der Mekong ist die Lebensader Südostasiens. Mit einer Gesamtlänge von über 4000 Kilometern gehört er zu den Top 10 der längsten Flüsse der Welt. In den vergangen zwei Monaten in Asien konnte ich in Vietnam wie auch in Laos das Leben am, im und um den einzigartigen Fluss bewundern. Die Menschen nutzen ihre Lebensader für alle Lebenslagen: zum schwimmen, zum waschen, zum duschen, als Abfluss, zum Zähne putzen, zum Wäsche waschen, zum trinken, zum kochen, als Handelsweg, für schwimmende Märkte (siehe auch Artikel “Mein Name ist Han“), für Bootsfahrten und noch vieles mehr. Damit hat der Fluss die Bezeichnung “Lebensader” wirklich mehr als verdient.
Das Wasser ist natürlich deshalb auch nicht wirklich sauber, aber den Menschen in diesen Ländern bleibt nichts anderes übrig. Das Wasser des Mekong sichert ihr Überleben.

 

Umso überraschter war ich schon vor ein paar Tagen weiter nördlich in der Stadt Luang Prabang, die auch am Mekong liegt. Dort sind neben dem Fluss, den man über mehr als 50 Treppenstufen abwärts erreicht, große Maßanzeigen installiert, auf welchen man die Höhe des Wasserstands ablesen kann. Und sie messen bis 18 Meter und höher bis dann das Level der Stadt erreicht ist. Der aktuelle Stand laut Maßanzeige war 0. Das konnte ich einfach nicht glauben: der Fluss, der an dieser Stelle 0 bestimmt 300 Meter breit und voll Wasser ist, soll in der Regenzeit um mehr als 18 Meter ansteigen? Ich habe den Gedanken wieder verworfen. Bis zum heutigen Tag.
Das Bild “parched skyline” zeigt warum: das Paar sitzt direkt am Flussbett. Aber wo ist der Fluss? Wenn man sich das Bild genauer ansieht, dann kann man rechts oben ein kleines Stückchen Wasser erkennen. Das Paar sitzt vor Stufen, die einen Höhenunterschied von bestimmt 10 Metern nach unten abschließen. Und im Bild “river walk” wird das unglaubliche Ausmaß der Trockenzeit noch deutlicher: der Junge im Bild geht mitten im Mekong spazieren. Die extrem ausgetrocknete Ebene auf der er läuft liegt 10 Meter unter dem Stadtlevel Vientianes und direkt rechts neben ihm geht es viele weitere Meter nach unten. Den Abstand zum Wasser kann ich nur schätzen, aber es sind bestimmt 300 bis 500 Meter. Und die Risse im ausgetrockneten Boden haben eine breite bis zu 15 cm. Als ich das heute gesehen habe, war ich sprachlos. Auf dem Weg Richtung Fluss habe ich erwartet, dass ich gleich direkt am Wasser entlang laufen werde. Und dann das: eine Wüste im Fluss.
Auf und hauptsächlich um das ausgetrocknete Flussbett tummelt sich das blühende Leben: die Kinder im Bild “rushing up” haben Spaß und rennen eine Rampe neben den beschriebenen Stufen nach oben zu einem breiten Fußgängerweg. Und auf diesem, zu dem direkt ein Park angeschlossen ist und auf dem am Abend ein Nachtmarkt stattfindet, genießen unzählige Spaziergänger diese faszinierende Umgebung und die Kids lassen es sich gut gehen und verbringen Zeit mit ihren Freunden (“leave everything behind“).
Und das alles, nachdem ich schon total eingenommen von dem geheimnisvollen Portal in die Ungewissheit im Buddha Museum mitten in der Stadt im Bild “portal to uncertainty” war. Loas ist einfach faszinierend.

 

Ihr findet weitere Bilder hier im aktualisierten Album “Viang Chan“.

Hier ist dieser Artikel entstanden: Vientiane, Vientiane Prefecture, Laos.


a ball that means the world

ready for dinner

ready for dinner von hafual auf Flickr ©

Der heutige Tag war eigentlich nichts Besonderes. Zum Abschied von Luang Prabang habe ich gestern Abend noch das Foto “a ball that means the world” aufgenommen. Der Kleine hat sich mit seinem riesigen Basketball im Gästehaus die Zeit vertrieben. Er hatte drei verschiedene Bälle und sie bedeuten ihm die Welt. Und heute ging es dann früh am Morgen mit dem Bus zurück in Richtung Vientiane. Die Busfahrt war wieder unglaublich anstrengend und hat für 370 Kilometer über 11 Stunden gedauert. Nach der Ankunft war noch Zeit für ein Abendessen und ein dazu passendes Foto: “ready for dinner“.

 

Aber gleich am Morgen gab es doch einen großen Höhepunkt: kurz nach Luang Prabang fährt man durch eine wunderschöne Berglandschaft. Und heute waren die Täler mit einer undurchsichtigen blendend weißen Wolkenschicht bedeckt, welche man auf den Bergpassagen, die zwischen 50 und 100 Meter über der Wolkendecke lagen, im Bus beobachten konnte. Das Schauspiel war einfach atemberaubend, denn der Blick reichte zwischen den Bergen kilometerweit über das Wolkenmeer. Und es hat nicht lange gedauert bis der Bus der Straße weiter hinunter in Richtung Tal gefolgt ist und man komplett in den Wolken verschwunden war. Sie waren so dicht, das man maximal 20 Meter weit sehen konnte. Einfach genial.

Hier ist dieser Artikel entstanden: Louangphabang, Laos.


don't move

don’t move von hafual auf Flickr ©

ready for take off

ready for take off von hafual auf Flickr ©

face the waterfall

face the waterfall von hafual auf Flickr ©

weird shutters

weird shutters von hafual auf Flickr ©

illuminate the sky

illuminate the sky von hafual auf Flickr ©

bing

bing von hafual auf Flickr ©

street tongues

street tongues von hafual auf Flickr ©

Gestern Nacht konnte ich nicht einschlafen. Es war schon sehr spät und doch sind mir unendlich viele Gedanken durch den Kopf geschossen. Es hat ein bisschen gedauert den richtigen zu greifen und doch wusste ich nach einigen Augenblicken was es war: Ich muss etwas ausprobieren.

 

Ich kann leider nicht mehr genau nachvollziehen ob mir die Idee noch gestern Nacht, im Traum oder erst heute Morgen kam. Aber ich wusste nach dem Aufstehen, dass ich heute eine Fototour mit dem Thema “the world is trippy” (“Die Welt ist schräg”, ihr findet das Album hier) machen muss. Warum? Ich weiß nicht warum mich das so beschäftigt hat, aber ich wusste es einfach heute Morgen. Ich wollte dieses Thema in dessen Zweideutigkeit sowohl in der wörtlichen als auch in der umgangssprachlichen Bedeutung darstellen. Und so war ich heute zwei Stunden in der brütenden Nachmittagshitze in Luang Prabang unterwegs und habe die schräge Welt in sieben Bildern abgebildet.

 

ready for take off“: Das Bild nimmt das Thema wortwörtlich. Das schräge Dach erinnert mich an ein abhebendes Raumschiff und ist nach dem Frühstück noch vor der eigentlichen Fototour mit dem Thema bereits im Hinterkopf entstanden.
face the waterfall“: Ein Hahn. Vor einem Wasserfall. Oder doch nicht?
weird shutters“: Ein wunderschöner Teppich voll blauer Fensterläden.
illuminate the sky“: Eine Leuchtkraft, die nicht von dieser Erde zu sein scheint.
bing“: Als ich ihn am Rande des Mekong unter der Lampe gesehen habe, wusste ich, dass er einen Plan ausheckt. Und genau das stellt dieses Foto dar: beim Abdrücken des Auslösers macht es bei ihm einfach “bing” und die Idee ist geboren. Wie bei mir in der vergangenen Nacht.
street tongues“: Diese Schuhe haben bei der goldenen Hitze die Straße überquert. Und beim letzten Anstieg zurück auf sicheres Terrain lassen beide vor Anstrengung die Zungen hängen.
don’t move“: Dieses Bild stellt den Höhepunkt der Fototour zum Thema “Die Welt ist schräg” dar. Vor einigen Tagen habe ich mir gemerkt, dass an einem Tempel die Wände bereits langsam schwarz werden. Also bin ich heute für das letzte Foto zurück zu diesem Tempel und habe mein Stativ mutterseelenallein und nur beobachtet von ein paar Mönchen aufgebaut. Nachdem die Position gefunden, alles konfiguriert und der Selbstauslöser eingestellt war, habe ich mich nach Drücken des Auslösers in Pose gebracht. Und natürlich – nachdem ich bestimmt 10 Minuten für den “Versuchsaufbau” gebraucht habe – war das Tempelgelände genau zu diesem Zeitpunkt so richtig belebt. Und ich wurde wieder einmal mit den schrägsten Blicken beobachtet, die man sich vorstellen kann. Frei nach dem Motto: “Häh? Er fotografiert seine Beine? WTF?”. Naja, nachdem ich mir diesen Ort mit den schwarzen Wänden gemerkt, gestern eine neue weiße Hose gekauft habe und diese Szene einfach perfekt zum heutigen Album passt, musste ich dieses Foto einfach aufnehmen. “don’t move” – einfach schräg.

Hier ist dieser Artikel entstanden: Luang Prabang, Louangphabang, Laos.


noon nap

noon nap von hafual auf Flickr ©

behind the sun

behind the sun von hafual auf Flickr ©

enlightened soul

enlightened soul von hafual auf Flickr ©

Nach zwei Wochen in Laos habe ich bestimmt schon 20 buddhistische Tempel zu sehen bekommen. Wenn mich jemand fragen würde, ob ich in Europa in jede Kirche laufen würde, wäre die Antwort eindeutig. Und doch üben die laotischen buddhistischen Tempel eine besondere Faszination auf mich aus. Und da diese in Laos die Hauptattraktion sind, ging es heute zu ganz besonderen Exemplaren.

 

Dazu war zuerst eine Überfahrt über den Mekong notwendig, der an dieser Stelle eine wirklich ordentliche Strömung hat. Das Boot fuhr also nicht direkt geradeaus über den Fluss, sondern etwas schräg gegen die Strömung und so ist man in einem kleinen Bogen auf der anderen Seite angekommen.
Dort findet man den ersten Vat (Tempel) in einem kleinen Ort. Und die Ruhe ist einfach traumhaft schön. Und so hat es nicht lange gedauert, bis ich den Herrn im Bild “noon nap” bei einem kleinen Nickerchen vor dem Hauptgebäude der Tempelanlage entdeckt habe. Er genießt diese Stille und diesen Frieden offensichtlich auch in allen Zügen. Und sogar die Statuen vor diesem Tempel werden vor der Sonne geschützt – mit einem verzierten Regenschirm (“behind the sun“).
Weiter im zweiten Tempel hoch oben auf einem Hügel war wirklich alles verlassen. Der Blick über Luang Prabang ist einzigartig und so fühlt man sich total eingenommen von der ganzen Umgebung. Im Tempel habe ich das Bild “enlightened soul” aufgenommen, welches neben einem geschlossenen Fenster ein stark von der Sonne erleuchtetes zweites Fenster zeigt. Der Lichtkegel, der das Innere des Tempels in warmes Sonnenlicht taucht, wirkt wie eine erleuchtete Seele und passt perfekt zur Stimmung des verlassenen Tempels auf dem Berg.

 

Nach einem weiteren Tempel begann ein neues kleines Abenteuer und es ging auf einem schmalen Trampelpfad entlang des Mekongs durch den Dschungel. Nach einem kleinen Umweg, da der Trampelpfad nicht immer eindeutig identifizierbar war, kommt man bei einer Lichtung im Dschungel ca. 50 Meter über dem Mekong an: einer der schönsten Orte, die ich bisher sehen durfte. Mitten im Dschungel liegt eine Tempelanlage, eingetaucht in sanftes Sonnenlicht, einsam und doch nicht verlassen, denn es leben auch hier ein paar Mönche. Dieser Ort bietet eine Kulisse wie in einem kitschigen Hollywoodfilm. Er ist so schön, dass man für den Moment überhaupt nicht realisieren kann, dass man sich in der Realität befindet (da diese komplexe Schönheit nicht in einem Foto darstellbar war, habe ich entschieden, kein Foto aufzunehmen). Und so hat es auch bei mir ein paar Augenblicke gedauert bis ich verstanden habe, was ich heute erleben durfte.

 

Weitere Bilder findet ihr hier im Album “Luang Prabang“.


Hier ist dieser Artikel entstanden: Luang Prabang, Louangphabang, Laos.


playful girl

playful girl von hafual auf Flickr ©

dented lights

dented lights von hafual auf Flickr ©

velvety sleep

velvety sleep von hafual auf Flickr ©

Ich gebe es zu: ich bin ein Spielkind. Aber wahrscheinlich haben das die Meisten von euch bereits gewusst. Und wie sich das so zeigt? Naja, wenn ich die vergangenen vier Monate rückblickend betrachte, dann gibt es da eventuell so einige Auffälligkeiten.

 

Angefangen hat alles mit diesem “iPad”. Dieses Teufelsgerät, das sich Anja von euren Geschenken kaufen konnte (vielen Dank soll ich an dieser Stelle nochmal an euch alle dafür loswerden). Ich erinnere mich noch sehr gut an den Flughafen in Boston an die Nacht vor dem Abflug nach San Francisco. Diese Nacht war eine perfekte Gelegenheit wie auch viele weitere, die folgen sollten: wenn man am Flughafen abhängt, Bus fährt, fliegt, in einem Restaurant auf das Essen wartet, beim Frühstück, bei Langeweile, einfach mal so zwischendurch oder wenn man sich wie ein Sieger fühlen will und denn Gewinn-Kick braucht. Bei fast all diesen Gelegenheiten kann man natürlich auch ein Buch lesen (was ich auch schon getan habe, nach den USA bin ich bereits beim zweiten) oder man schnappt sich das Ding und legt los. Begonnen hat die Sucht also am Flughafen in Boston – und es gibt da so ein frisch verheiratetes Ehepaar, das nicht ganz unschuldig an dieser Spielsucht ist – mit dem Spiel “Plants vs. Zombies HD” oder kurz “PvZ HD”. Ein Spiel, das man nur alleine spielen kann, bei dem es aber auch unglaublich viel Spaß macht, dem anderen zuzusehen. Und nachdem doch noch ein Spiel für Zwei folgen musste, wurde “Monopoly HD” gekauft. Ein Dauerbrenner und aktuell immer noch im Trend: Das letzte Spiel endete vor ziemlich genau 2,5 Stunden (aktuelle Uhrzeit 00:08 Uhr). Und so ging es immer weiter: es folgten “Tic Tac”, “Spiel des Lebens”, “Yatzy HD”, “Risiko”, “Doodle Bowle”, “Wer wird Millionär 2011 HD”, “Cut the Rope”, “Blokus”, “Contre Jour”, “NFS Shift 2″ und “Doodle Jump”. Und für ein wirklich geniales Deathmatch zu zweit kann ich das Spiel “Swords and Soldiers” absolut empfehlen.
Das hört sich jetzt so an als würden Anja und ich nur noch vor dem iPad sitzen und zocken? Also, wenn man sich die heutige Statistik dazu ansieht, dann sagt diese etwas ganz anderes aus:
- Anzahl Doodle Jump Spiele: maximal 40
- Anzahl Monopoly Spiele: 2
- Gelesene Buchseiten: geschätzte 120
- Besichtigte Sehenswürdigkeiten: 0,3
Ihr seht, diese Sucht beeinflusst in keinster Weise den Tagesablauf. Zu meinem eigenen Schutz sage ich dazu jetzt lieber nichts mehr.

 

Jetzt stellt sich natürlich die Frage, was die heutigen Bilder “playful girl“, “dented lights” und “velvety sleep” mit dem Thema “Spielkind” zu tun haben. Ganz einfach: “playful girl” zeigt ein kleines Mädchen, das an einem Blatt herumspielt und als ich die Szene heute gesehen habe und bereits wusste, dass ich meine Sucht als ersten Therapieschritt endlich heute und hier öffentlich machen will, wusste ich sofort, dass das Bild perfekt passt. Und die anderen beiden Bilder zeigen mich beim Ausführen meiner Sucht, denn “Spielkind” beziegt sich natürlich auch auf andere Bereiche meines Lebens. Bei der Aufnahme solcher Bilder laufen regelmäßig Leute vorbei, die sich fragen, was zur Hölle ich denn da bitte fotografiere. Vor allem in der für mich großartigen Szene, die ich in “velvety sleep” entdeckt habe, ist ein Kerl mit dicker Kamera vorbeigelaufen und hat sich bestimmt fünf Mal gedreht und dann aufgegegeben, verstehen zu wollen, warum ich diese Aufnahme mache. Und da ich bestimmt drei Minuten vor dem Auto gekniet habe, hat sich sogar der Tuk Tuk Fahrer daneben über mich lustig gemacht und sich bestimmt gedacht: so ein “Spielkind” oder so ein Freak. Naja, völlig egal, vielleicht versteht ihr ja das Bild “velvety sleep“?
So, und jetzt versuche ich noch den heute aufgestellten Doodle Jump Rekord zu brechen bevor ich ins Bett gehe und in vier Stunden aufstehen muss. D.h. also noch mehr als genug Zeit.

Hier ist dieser Artikel entstanden: Luang Prabang, Louangphabang, Laos.


little playing Aladins

little playing Aladins von hafual auf Flickr ©

sunny life

sunny life von hafual auf Flickr ©

walking stranger

walking stranger von hafual auf Flickr ©

rolling picket

rolling picket von hafual auf Flickr ©

Eine Reise um die Welt kann man auf viele Arten angehen. Doch heute habe ich nach dem Besuch des königlichen Palasts in Luang Prabang eine neue Möglichkeit kennengelernt, die mich wirklich beeindruckt hat.

 

Bis 1975 war Luang Prabang der Sitz der Königsfamilie. Als jedoch der Umschwung mit einer neuen Regierung anbrach, wurde die ganze königliche Familie in ein Umerziehungslager verfrachtet und ihre Mitglieder sind in den darauffolgenden sechs Jahren verstorben. Bereits während dieser Zeit hat die neue Regierung den ursprünglichen Königspalast im Jahr 1976 mitten in der Altstadt für Besuche freigegeben und der Palast wird offiziell als Geschenk des ehemaligen Königs Sisavang Vatthana an das laotische Volk bezeichnet.
Auch heute lässt sich dieses faszinierende Gebäude besuchen. Wenn man den Palast betritt hat man das Gefühl, dass die Familie das Gebäude erst gestern verlassen musste. Die Räume und Einrichtungen wirken perfekt gepflegt, neu und so sauber wie kaum ein anderes Gebäude in Laos. Und ein besonderes Merkmal sind die lichtdurchfluteten Zimmer. Das Licht macht die Räume mit schweren dunklen Holzböden und extrem hohen Decken richtig gemütlich und wohnlich.

 

Leider ist Fotografieren im Gebäude verboten und auch die Tasche muss draußen bleiben. Aber um das Gebäude herum darf man Fotos schießen. Und so habe ich das Leben um den Palast festgehalten.
Die Kinder im Bild “little playing Aladins” spielen auf ihrem fliegenden Teppich aus dem Orient während eine ältere Dame mit ihrem riesigen leuchtenden weißen Sonnendach auf dem Kopf am Eingang auf weiteren Besuch wartet (“sunny life“). Und der Unbekannte in “walking stranger” verlässt die Szenerie im Schatten der Palmen auf ein Nimmerwiedersehen.

 

Und erst nach dem Besuch des schönen Palastes habe ich durch Zufall hinter den Zäunen des französischen Sprachzentrums (“rolling picket“) Level 2 der Arten entdeckt, wie man eine Weltreise noch angehen kann. Zwei Franzosen sind mit einem VW Käfer durch 18 Länder in 13 Monaten 35000 Kilometer von Frankreich nach Laos gefahren. Die Aktion war für einen guten Zweck und Bilder und Beschreibungen werden seit September letzten Jahres in Luang Prabang ausgestellt.
Und ich überlege jetzt schon, was denn mein persönliches Level 2 sein könnte. Aber erstmal muss ich Level 1 durchspielen und den Endboss besiegen.

Hier ist dieser Artikel entstanden: Luang Prabang, Louangphabang, Laos.


flashing in

flashing in von hafual auf Flickr ©

drying monk's

drying monk’s von hafual auf Flickr ©

lifelines

lifelines von hafual auf Flickr ©

mystic circles

mystic circles von hafual auf Flickr ©

Laos ist eines der ärmsten Länder der Welt. Die Entwicklung hin zur Modernität ist in vollem Gange und hat eigentlich erst so richtig nach der Jahrtausendwende begonnen. Zuvor hat das Land Jahrzehnte unter Kriegen und einer fraglichen Regierung gelitten. In den vergangenen zehn Jahren hat sich in diesem Land extrem viel getan. In Orten wie z.B. Phonsavan (siehe Artikel “Verschlafene Nester“) gibt es erst seit dem Jahr 2004 Strom und jetzt kommt man als Tourist an und surft mit DSL-Geschwindigkeit per Wifi in einem der Gästehäuser im Internet, als ob es das Normalste der Welt wäre. Die Armut zeigt sich vor allem außerhalb der Städte. Laos besteht zu 90% aus Berglandschaft, die teilweise schwer oder überhaupt nicht zugänglich ist und die Menschen leben in kleinen Orten komplett von ihren eigenen Erzeugnissen. Nur 53% der Landbevölkerung hat Zugang zu sauberem Trinkwasser. Und wenn man in der westlichen Welt von einer Schere zwischen Arm und Reich spricht, dann kann man in einem Land wie Laos erst so richtig verstehen, was eine solche Schere überhaupt bedeutet. Denn der Unterschied von einem kleinen Dorf in den Bergen zu einer Stadt wie Luang Prabang, die vielleicht nur 20 Kilometer entfernt ist, ist unfassbar groß.

 

Luang Prabang hat es in der Aufschwungphase von Laos nicht schwer die Spitze der beliebtesten Ziele in diesem Land zu erklimmen. Die Stadt ist kulturell der mit Abstand interessanteste Ort in Laos und die komplette Stadt wurde mit viel Liebe zum Detail zu einer modernen und gemütlichen Kleinstadt geformt. Wer in der Innenstadt ein Haus besaß, hat dieses für viel Geld verkauft oder zu einem schönen Gästehaus oder Restaurant umfunktioniert. Und all diese kleinen renovierten Häuser schmiegen sich perfekt um die Attraktionen der Stadt. Dazu gehört die wunderschöne Tempelanlage Vat Xienthong: das Hauptgebäude und Gebetshaus ist mit goldenen Figuren auf rotem und blauem Grund handbemalt (“flashing in“). Und das Schönste an Besichtigungen dieser Tempelanlagen ist, dass man das wirkliche Leben der Mönche live miterlebt. Die Mönche arbeiten z.B. hoch oben auf dem Dach um Reparaturen anzufertigen oder befinden sich kniend auf dem Boden tief versunken in Gebeten. Und alles natürlich in ihren orangen Kutten (wenn diese nicht gerade wie im Bild “drying monk’s” frisch gewaschen und tropfnaß an der Wäscheleine zum Trocknen hängen). In der Stadt gibt es unzählige weitere Tempelanlagen, die wirklich schön anzusehen sind. Und es wird auf Details geachtet: an einer Anlage habe ich einen blau gestreiften Tisch mit interessanten Rissen entdeckt, die mich sofort an die Lebenslinien einer Hand erinnert haben und so ist das Bild “lifelines” entstanden. Und auch zwischen den vielen Tempelanlangen wird an den kleinen Läden und Restaurants auf Kleinigkeiten und Gemütlichkeit geachtet und die Häuser werden teilweise aufwändig verziert: die mystischen Kreise im Bild “mystic circles” habe ich vor einem Nobelbekleidungsgeschäft entdeckt.
Es ist sehr wahrscheinlich, dass sich die Menschen in den ärmeren Teilen dieses Landes ihr eigenens kulturelles Zentrum Luang Prabang nicht einmal vorstellen können. Es ist ein Unterschied wie Tag und Nacht.

Hier ist dieser Artikel entstanden: Luang Prabang, Louangphabang, Laos.


nobody's perfect

nobody’s perfect von hafual auf Flickr ©

ancient white beauty

ancient white beauty von hafual auf Flickr ©

wheel of time

wheel of time von hafual auf Flickr ©

Diese Diskussion wird sicherlich niemals enden. Ist Weiß eine Farbe? Hierzu gibt es physikalische, künstlerische und besserwisserische Erklärungen (“alle Farben mischen um Weiß zu bekommen und dann behaupten es wäre keine Farbe”). Bevor ich mich auf diese Diskussion einlasse will ich ein paar Beispiele anbringen, die vielleicht für die Farbe Weiß sprechen.

 

Luang Prabang hat etwas von einer malerischen Kleinstadt und erinnert ganz stark an gemütliche Viertel wie das Glockenbachviertel in München oder Williamsburg in New York (siehe “Unendliche Welten – Glockenbach in New York“). Wenn man sich die Stadt ein bisschen genauer ansieht und darauf achtet, wie eine solche Gemütlichkeit zustande kommt, dann fällt ein sich wiederholendes Detail immer wieder auf: die “Farbe” Weiß.
Vor allem in den USA ist diese “Farbe” in den Vorstadtviertel weit verbreitet. Jeder der bereits dort war oder auch Serien wie Desperate Housewives oder diverse amerikanische Filme gesehen hat, die in diesen Vierteln spielen, kennt ein Detail ganz bestimmt: frisch gestrichene weiße Zäune. Und Luang Prabang hat genau dieses Detail aufgegriffen. Durch weiße Zäune, weiß gestrichene Häuser und weiße Details an allen Ecken und Enden wirkt die kleine Stadt hell, freundlich, edel und sauberer als viele andere asiatische Städte. Und zu dieser Stadt passt Weiß wirklich perfekt. Denn es vermittelt automatisch ein Gefühl von Sauberkeit, Reinheit, Frische und Helligkeit. All diese Merkmale geben der Altstadt von Luang Prabang einen Hauch einer europäischen Kleinstadt. Gleichzeitig wirkt es steril und für mich auch etwas angreifbar.
Doch was ist es, was ein simples Weiß zu etwas Besonderem und Schönem macht? Ich glaube es ist genau das, was oft an Weiß bemängelt wird: bei jeder kleinsten Berührung wird es schmutzig, grau oder nimmt eine andere Farbe an. Und das ist es doch, was z.B. einen ehemals perfekt weiß gestrichenen Zaun im Bild “nobody’s perfect“, dessen Farbe mittlerweile rissig ist und graue Stellen aufweist, so richtig interessant macht. Oder auch ein vergilbtes, leicht in das gelbliche oder braune übergehende Weiß eines Kleides/eines Schals im Bild “ancient white beauty” vor einer alten weißen Tür im Hintergrund. Und in einer Szene wie im Bild “wheel of time“, einer Darstellung von Schuhen, die sich von einem Ventilator in die Vergangenheit blasen lassen, in der Weiß das zentrale Element zur Darstellung von vergangenen Zeiten ist.
All diese Dinge lassen mich zu dem Schluß kommen, dass Weiß einfach unglaublich vielseitig und interessant ist. Und diese Vielseitigkeit ist doch ein weiteres gutes Argument welches dafür spricht, dass Weiß eine Farbe ist.

 

Ihr findet weitere bunte Bilder im neuen Album “Luang Prabang“.

Hier ist dieser Artikel entstanden: Luang Prabang, Louangphabang, Laos.