roofs of hope

roofs of hope von hafual auf Flickr ©

I am strong

I am strong von hafual auf Flickr ©

little Bender

little Bender von hafual auf Flickr ©

Stand to attention!

Stand to attention! von hafual auf Flickr ©

Was haben Family Guy und Friends gemeinsam? Nichts? Dieser Meinung war ich vor drei Tagen auch noch. Das Einzige was mir eingefallen wäre: es sind Fernsehserien. Aber es gibt da auch noch etwas ganz anderes.

 

Vang Vieng ist eine Partymetropole. Das habe ich in den letzten zwei Artikeln etwas verheimlicht, denn der Ort, dessen wunderschöne Umgebung so einzigartig ist, ist selbst nicht wirklich erwähnenswert. Hier kann man durchaus Parallelen mit dem südlichen Teil von Koh Phangan ziehen: der Ort wird überflutet von partywütigen Backpackern und besteht komplett aus Resorts (das schönste Resort in der Farbe der Hoffnung: “roofs of hope“), Bars, Restaurants und Gästehäusern. Vor allem letztere sind in einem so extremen Überangebot zu finden, dass hier auch in der Hochsaison niemand vor der Anreise buchen muss. Diese wahnsinnige Menge hat auch zur Folge, dass eine Übernachtung in einer ordentlichen Unterkunft gerade einmal 50000 Kip (weniger als fünf Euro) kostet und sich sicherlich nicht mehr jedes Gästehaus wirklich lohnt.
Es ist immer sehr interessant ein bisschen hinter die Kulissen eines solchen Ortes zu blicken und darüber nachzudenken, wie es denn soweit kommen konnte. Und hier komme ich wieder zurück zu Family Guy und Friends. Im Grunde ist es ganz einfach: am Anfang war ein kleiner Ort. Dieser Ort lag direkt an einem Fluß mit geringer Strömung in einem wunderschönen Gebirge. Die Schönheit der Umgebung hatte zur Folge, dass vor vielen Jahren die ersten Touristen (meist Backpacker) den Ort entdeckten und gegen ein kleines Entgeld in den wenigen Häusern der Einheimischen übernachteten. Nachdem sich dieses “geheime Reiseziel” langsam in der Welt herumgesprochen hat, kamen mehr Touristen (Pauschaltouristen und Backpacker) und so haben die Einheimischen begonnen, ihre Häuser in Gästehäuser umzurüsten. Außerdem wurden die ersten Bars und Restaurants gebaut, die natürlich auch westliches Essen anboten. Was wiederum zur Folge hatte, dass noch mehr Touristen kamen und weitere Bars errichtet wurde. Und irgendein extrem listiger einheimischer Fuchs hatte dann die alles entscheidende goldene Idee: da der erwähnte Fluß eine so geringe Strömung hat, können die Touristen mit einem großen aufgepumpten Reifenschlauch den Fluß 3,5 km hinuntertreiben. Die Idee war geboren und sie nannten es “Tubing”. Diese Idee hat den Ort zur Goldgrube gemacht und der Bau von Bars, Clubs und der Andrang von Touristen haben sich in einem Maß hochgeschaukelt, das niemand am Anfang absehen konnte. Und natürlich hat jeder der sehr armen Einheimischen den Braten gerochen und ist auf den Zug aufgesprungen: so oder so ähnlich wurde jedes frühere Haus zu einem Gästehaus für Touristen. Und so wurde der Ort, der mittlerweile ein reiner Touristenort ist, zu der Partymetropole in Laos. Am Tag treibt das junge Publikum in Reifen von einem Club/einer Bar zur nächsten, die direkt am Fluß gelegen sind, und feiert. Und am Abend geht es in einer der unzähligen Bars weiter. Die laotische Sperrstunde um 00:00 Uhr existiert hier schon lange nicht mehr.
Natürlich gibt es noch ein Leben abseits des Tourismus für die Kinder. Aber sowohl das starke Mädchen mit dem intensiven Blick im Bild “I am strong” als auch der kleine Junge, der sich im Bild “little Bender” verbiegt wie Bender in Futurama, werden wahrscheinlich bald in einem der Gästehäuser oder Restaurants arbeiten. Es wird sogar überlegt, ob die stillgelegte Landebahn eines alten Militärflughafens, die direkt neben der Hauptstraße liegt und frei zugänglich ist, wiederbelebt und ein Flughafen eingerichtet werden soll, über den noch mehr Touristen angeschleppt werden können (“Stand to attention!“, aufgenommen auf der Landebahn, stellt die etwas anderen Soldaten des laotischen Militärs im Stillgestanden-Modus dar).

 

Und jetzt fragt ihr euch wahrscheinlich immer noch, was das alles verdammt nochmal mit Family Guy und Friends zu tun hat? Ganz einfach: der erste der oben genannten Laoten, der ein erfolgreiches Restaurant für Touristen eröffnet hat, hatte auch einen Fernseher und einen DVD Player. In diesen hat er seine DVDs von Family Guy und Friends eingelegt und in einer Endlosschleife den ganzen Tag laufen lassen. Und da alle anderen, die ebenso eine Bar oder ein Restaurant eröffnet haben, sahen, dass er damit erfolgreich war, haben sie es ihm gleich getan und auch einen Fernseher aufgestellt und uralte Folgen von Family Guy und Friends in einer Endlosschleife eingelegt. Und so tun sie es noch heute: in nahezu jeder Bar bzw. jedem Restaurant laufen den ganzen Tag uralte ausgelutschte Folgen von Family Guy und Friends. Ich kann echt immer noch nicht fassen wie unglaublich dämlich das ist: jeden Tag Family Guy und Friends. Immer. In jedem Laden. Und die ganzen jungen verkaterten Touris setzen sich auch noch schön davor und ziehen sich jeden Tag den gleichen Mist rein. Family Guy und Friends – einfach unfassbar.

Hier ist dieser Artikel entstanden: Vang Vieng, Vientiane, Laos.