Eigentlich wollte ich heute einen Artikel über Steaks schreiben. Aber dann kam alles ganz anders und eine neue Geschäftsidee dazwischen. Nachdem ich vorgestern im Artikel “Geisterhafte Studentenstadt” von der Stadt Flagstaff erzählt habe, die sich gerne selbst als Geisterstadt sieht, habe ich heute eine richtige Geisterstadt besucht.
Und beim Fotografieren kam mir die Idee: warum nicht einen Deal mit dem Besitzer der Geisterstadt aushandeln? Dieser, der auf dem Foto “eat my dirt” in seinem Baby bewundert werden kann, hat die komplette Stadt selbst “dekoriert”. Sie gehört ihm, er lebt hier und ich vermute, dass locker 30 Jahre Arbeit darin stecken. In der Goldgräberstadt direkt neben einer stillgelegten Goldmine hat der betagte Herr bestimmt 100 alte Fahrzeuge angekarrt, die man auch im Bild “car cemetery” sieht, welches einen Auszug des Autofriedhofs des Alten zeigt. Neben den Fahrzeugen, die fast alle uralt sind und langsam immer mehr Altersspuren zeigen, stehen noch die alten Goldgräber-Hütten wie z.B. die Hütte des Zahnarztes (Zahn ziehen für nur $1,50 und jeder weitere Zahn für nur ¢0,75), alte Werkstätten, eine alte funktionierende Dampfmaschine, die Wannen zur Goldwäsche usw. Und alles ist vollgepackt mit Werkzeug und unfassbar viel verrostetem Krempel aus längst vergangenen goldenen Tagen, als die Goldgräber hier noch voll im Gange waren. D.h. diese Stadt ist der absolute Fotografen-Himmel. In den Bildern “lumbermen’s” (ein Bleistift der damaligen Holzfäller) und “light of past times” (eine alte, durchgebrannte Glühbirne; ich habe den Fokus bewusst auf das Innenleben und den Draht gelegt; betrachtet das Bild auf Flickr im Vollbild um alle Details zu erkennen) kann man den Beweis dafür sehen. Ich glaube, wenn ich die Stadt jeden Tag besuchen würde, fände ich jedesmal neue Details, die sich wunderbar in Szene setzen lassen. Die Fülle an Möglichkeiten ist wirklich endlos.
Also das ist der Deal: ich biete dem Herrn an, ein halbes Jahr lang jeden Tag am Leben in seiner Geisterstadt teilzunehmen und fotografiere die immer neu entdeckten Details. Meine Bewerbungsmappe ist das neue Album “ghost town after gold rush“. Das ganze verpacken wir in eine wunderschöne, glaubhafte Geistergeschichte und erstellen daraus eine große Marketing-Kampagne für die Stadt. Aus den Fotos entwickeln wir ein hochwertiges Prospekt, ein Buch zum Verkauf in seinem selbst gebautem Gift-Shop und bei Amazon, gerahmte Bilder und eine wunderschöne Website.
Ich glaube, das wird das spannendste halbe Jahr in meinem Leben. Und vielleicht habe ich ja zwischen dem Fotografieren auch die Zeit die alte Mine zu erkunden. Und wer weiß: vielleicht finde ich ja doch noch Gold, träume den alten Goldgräber-Traum und werde zusammen mit meinem neuen alten Freund reich.
Hier ist dieser Artikel entstanden: Prescott, Arizona, United States.