hide and seek

hide and seek von hafual auf Flickr ©

life on a river

life on a river von hafual auf Flickr ©

floating market bustle

floating market bustle von hafual auf Flickr ©

remoteness

remoteness von hafual auf Flickr ©

rice line

rice line von hafual auf Flickr ©

little Buddha

little Buddha von hafual auf Flickr ©

Mein Name ist Han. Ich lebe im Mekong Delta in der Stadt Cần Thơ. Und mein Beruf ist es Touristen mit meinem kleinen Boot zu den schwimmenden Märkten zu fahren.

 

Heute habe ich zwei ganz besondere Exemplare aus Deutschland zu Gast auf meinem Boot. Wie soll ich mich nur mit ihnen verständigen? Englisch spreche ich kaum und Vietnamesisch verstehen sie bestimmt nicht. Aber das klappt wie immer irgendwie. Es ist jetzt 05:20 Uhr – Zeit sie in ihrer Unterkunft, dem Hien Gästehaus, abzuholen.

 

Als wir uns kennenlernen bin ich erleichtert. Jeden Tag neue Touristen auf einem Boot über die Flüße zu schippern ist wirklich erlebnisreich und leider nicht immer positiv. Aber die Beiden machen einen netten Eindruck. Ich führe sie zu meinem Boot und erzähle dem Mann, dass es so früh morgens ganz schön kalt ist, was er wirklich nicht verstehen kann, mache ihnen Kaffee und dann geht es auch schon los. Es geht zur großen siebenstündigen Tour zu den beiden schwimmenden Märkten Cái Răng und Phan Diễn.
Willkommen in meiner Welt!

 

Nach einer Stunde hat uns mein Boot bis Cái Răng getragen. Wie jeden Morgen um 06:30 Uhr sind alle meine Freunde und Bekannten da. Es macht einfach Spaß sie jeden Tag hier sehen zu können. Ich liebe an diesem Markt so sehr, dass die Menschen es so genießen auf ihren Booten im Wasser zu leben. Die Kinder spielen glücklich (“hide and seek“) auf den Booten, die Familien planen den Tag beim Sonnenaufgang (“life on a river“) und meine Freunde vergnügen sich beim Ballspiel mit ihren Wassermelonen (fliegende Wassermelonen im Bild “floating market bustle“). Nachdem ich etwas zu den verschiedenen Früchten des Marktes erzählt habe und sie mich hoffentlich verstanden haben, fahre ich zu der Besichtigung einer Reisnudelfabrik, was bisher allen meinen Gästen wirklich gefallen hat. Und so ist es auch heute. Nachdem ich noch eine Ananas in Blumenform serviert habe, strahlen die Gesichter der Deutschen bis über beide Ohren.

 

Auf dem weiteren Weg bastle ich meinen Gästen aus Gras eine Gesteckblume, Ohrringe und Armbänder und schenke sie ihnen. Angekommen in Phan Diễn machen wir eine Pause, genießen Wassermelone und die ruhigere Umgebung. Phan Diễn ist viel kleiner als der erste schwimmende Markt und die Ruhe scheint den Beiden zu gefallen (“remoteness“). Danach fahre ich sie durch die kleinen Gassen des Mekong Delta und lasse sie ein Stückchen weiter am Ufer aussteigen und einen Spaziergang zum Frühstücksrestaurant machen. In dieser Gegend gibt es wunderschöne Reisfelder und jegliche Fruchtarten in freier Natur zu bewundern (“rice line“). Ich fahre weiter durch die kleinen Flüsschen, genieße die Sonne und die kurze Pause. Angekommen am Restaurant helfe ich der Familie, die diesen Laden besitzt, bei der Zubereitung. Wir sind befreundet und kennen uns schon seit ich ein kleines Mädchen bin. Als ich das kleine Kind der Familie in der Hängematte sehe (“little Buddha“) werde ich wie immer letzter Zeit wenn ich Babies sehe ein bisschen nervös. Ich hoffe, dass mein Baby auch so wunderschön und gesund sein wird, denn in zwei Monaten werde ich eine Mama. Ich freue mich schon so sehr, aber habe auch ein bisschen Angst vor der großen Veränderung, denn ich liebe meinen Beruf.
Meine Gäste laden mich zum Essen ein und wir genießen unsere Nudeln und Reis. Als ich sie danach zurück zum Ausgangsort fahre und ihre strahlenden Gesichter sehe weiß ich wie an fast jedem anderen Tag auch: ich bin glücklich und alle meine Gäste merken das auch. Und ich habe eine wundervolle Heimat und einen großartigen Beruf. Ich hoffe sie besuchen mich bald wieder.

 

Mein Name ist Han. Ich lebe im Mekong Delta in der Stadt Cần Thơ. Und mein Beruf ist es Touristen mit meinem kleinen Boot zu den schwimmenden Märkten zu fahren.

 

Weitere Bilder findet ihr hier im Album “Mekong Delta“.

Hier ist dieser Artikel entstanden: Cần Thơ, Vietnam.


feet on a trip

feet on a trip von hafual auf Flickr ©

breaking news

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little model

little model von hafual auf Flickr ©

old lady's meal

old lady’s meal von hafual auf Flickr ©

Einfach mal rare? Einfach mal reisen wie die Vietnamesen? Einfach mal das wirkliche Reisefeeling erleben und ohne andere Touristen durch Vietnam fahren? Das war heute die Devise und schon früh am Morgen ging es mit dem Rucksack los in Richtung Busbahnhof. Nachdem alle Informationen, wie man die Strecke am Besten mit lokalen Bussen zurücklegt, im Gästehaus besorgt waren, ging es nach einem Fußmarsch am Busbahnhof in den Bus Nummer 2 in Richtung Mien Thay Station. Dort angekommen wird man direkt von unzähligen Vietnamesen angesprochen, die einem ein Ticket verkaufen wollen. Und so wurde es dann ein Ticket für einen kleinen lokalen Bus. Der Bus war bereits halbvoll und die meisten Mitfahrer haben sich total gefreut, dass auch zwei Touristen mit ihnen reisen. Außer Anja und mir waren wirklich nur Vietnamesen in dem Bus – genau so sollte es heute sein.

 

Und kaum im Bus ging die Show dann plötzlich los. Busfahren in Vietnam ist nicht einmal annähernd vergleichbar mit deutschen Busfahrten. Es gibt wahrscheinlich keine Fahrpläne, denn der Busfahrer hat solange gewartet, bis der Bus gefüllt war, was bestimmt weitere 45 Minuten gedauert hat (“feet on a trip“). Aber das Coolste (ich weiß echt nicht wie ich es anders sagen soll) war, dass wirklich alle zwei Minuten eine Verkäuferin oder ein Verkäufer in den Bus gestiegen ist und etwas verkaufen wollte, während wir alle auf den Start gewartet haben. Sie verkaufen simple Dinge wie Getränke, Snacks, Essen – und dann kommen die etwas “anderen” Dinge wie Wackel-Dackel-Pferde, Karotten-Schneider, die direkt im Bus in allen Formen fünf Minuten lang vorgeführt werden, wobei die Schale einfach auf dem Boden verteilt wird, komische Lose für ein Glücksspiel usw. Und jetzt kommt das Kurioseste: die Vietnamesinnen und Vietnamesen im Bus kaufen diese “anderen” Dinge auch noch! Was machen sie nur mit Wackel-Dackel-Pferden bei so einer Fahrt oder danach? Von den Karottenschneidern wurden insgesamt drei Stück verkauft – in einem Bus mit 20 Leuten. Auf jeden Fall haben sich alle im Bus schlapp gelacht – ein wahnsinniger Spaß.
Nachdem es dann Richtung Cần Thơ los ging, hat sich der Kontrolleur (in einem vietnamesischen Bus gibt es immer einen Fahrer und einen weiteren Mitarbeiter) an die offene Bustür im Fahrgastraum gestellt. Die Tür blieb die komplette Fahrt offen. Denn da noch fünf Plätze im Bus frei waren, hat er jedem, der irgendwo auf der Straße herumgestanden ist, schreiend einen Platz angeboten. D.h. der Fahrer ist auf den dreispurigen Straßen auch immer von der linken Spur (in Vietnam ist wie in Deutschland Rechtsverkehr) über die mittlere Spur nach rechts gezogen und Schlangenlinien gefahren. Wenn ich schätzen sollte, wie oft der Kontrolleur die Plätze während der fünfstündigen Fahrt angeboten hat, dann würde ich sagen bestimmt 150 Mal.
Bei einem 15-minütigen Zwischenstopp wurde dann wieder fleißig im Bus verkauft und eingekauft und danach ging es dann schon in das Mekong Delta Gebiet. Und da man hier natürlich alle paar Meter eine Brücke überquert und die Auf- und Abfahrten bei diesen Brücken meist riesige Absätze in den Straßen sind, springt man förmlich im Bus hoch. Das Bild muss man sich wirklich vorstellen: 20 Leute springen im Sitzen gleichzeitig im Takt 30 cm nach oben (30 cm sind keine Übertreibung – man ist mehrmals mit dem Kopf gegen die Decke geknallt). :)
Und nach weiteren zwei Stunden, angekommen am Busbahnhof in Cần Thơ kurz vor dem Aussteigen, stürmen plötzlich 15 Männer auf den Bus zu, schreien in voller Lautstärke und bieten offensichtlich irgendetwas an. Ich habe nicht die geringste Ahnung was sie von den Leuten im Bus wollten. Aber es war wie wenn man von einer Welle überrannt wird. Absolut verrückt.

 

Nach dieser Busfahrt, die wirklich nicht toller hätte sein können und die auf jeden Fall in eine zweite Runde geht, ging es dann zu Fuß drei Kilometer mit Sack und Pack zum Marktplatz, wobei ich nach Nachfrage den Mann im Bild “breaking news” fotografieren durfte, der gerade Siesta mit den aktuellsten Nachrichten hält. Nachdem die Unterkunft besorgt war und ich schon beim Weg zum Gästehaus von vielen Kindern mit strahlenden Gesichtern und einem “Hello” begrüßt wurde, war ich an einer Ecke gestanden um etwas zu fotografieren und das kleine Mädchen im Bild “little model” ist einfach zu mir gekommen und hat an der Palme gepost wie ein kleines Model: sie wollte unbedingt fotografiert werden und hat sich total über das Bild gefreut. Und die alte Dame im Bild “old lady’s meal” konnte ich von einem Restaurant im ersten Stock mit Blick auf den hinter ihr liegenden Fluss fotografieren. Die Menschen hier sind faszinierend: wie in diesem Bild mit der alten Frau, die gemütlich vor sich hin köchelt, während sie die Lichter der vorbei rauschenden Roller streifen, sind die Menschen hier alle ultra entspannt, lächeln immer, freuen sich, wenn man sie anlächelt und man lernt unendlich viele interessante Persönlichkeiten kennen. Ich bin wirklich gespannt auf den morgigen Tag auf einem kleinen Boot zu den schwimmenden Märkten im Mekong Delta – schöner kann dieser Trip wirklich kaum noch werden. Ein absolut perfekter Tag.

Hier ist dieser Artikel entstanden: Can Tho, Cần Thơ, Vietnam.