crossing a border to Laos

an evening with Tintin

an evening with Tintin von hafual auf Flickr ©

Wenn man versucht sich im Internet “schlau” zu machen über die Strecke Hà Nội nach Laos (Viang Chan bzw. Vientiane), liest man die fürchterlichsten Horrorstories: “An der Grenze abgesetzt und allein gelassen”; “Der schäbigste Bus den ich je gesehen habe”; “Kein Visum bekommen und wieder umdrehen müssen” oder “40 Stunden Höllentrip”.
Aber eigentlich ist alles gar nicht so schlimm, sondern ein richtig einzigartiges Abenteuer. Ich tippe den Artikel jetzt gerade um 13:00 Uhr im Schlafbus nach 20 Stunden Fahrt und poste sobald ich Internet habe (keine Ahnung wie lange das noch dauern wird).

 

Die Reise begann gestern um 17:00 Uhr mit Warten mitten in Hà Nội. Ein Kleinbus hat die ganze Gruppe dann Richtung Busbahnhof in eine absolut unheimliche Gegend gefahren, wo wir irgendwie alle an eine andere Person weiterverkauft wurden, nach ewigem Warten ein Ticket bekommen haben und in zwei Busse aufgeteilt wurden. Wir waren noch sechs westliche Fahrgäste im gleichen Bus und dann ging es etwas seltsam weiter. Angekommen am Bus waren die Gepäckfächer bereits übervoll, d.h. kein Platz für unsere Koffer und Rucksäcke. Und der junge Herr, der neben dem Fahrersitz stand, wollte uns alle nicht mehr in den Bus lassen. Es ging soweit, dass sie die Bustür schließen wollten und Hans aus Dänemark und ich uns in die Tür geklemmt haben, so dass sie sie nicht schließen konnten. Wir haben mit unseren Bustickets gewedelt und “Ticket, Ticket” geschrien. Nach weiteren Diskussionen, einem 5-minütigem Schließen der Bustür und weiteren 5 Minuten wollte er dann zwei Leute in den Bus lassen – inklusive mir ohne Anja. Damit gab es natürlich die nächste Diskussion in Englisch direkt im Eingang des Busses neben dem Fahrersitz (er hat wahrscheinlich kein Wort, sondern nur Gesten verstanden). Es war ungefähr so:
Ich: “Ich gehe hier nicht rein ohne sie!”.
Komischer Vietnamese: “2″.
Ich: “Sie ist meine Freundin!”.
Komischer Vietnamese (ohne Worte mit den Fingern zeigend): “Nur 2! Geh da jetzt sofort rein”.
Ich: “Nope, keine Chance. Nicht ohne sie!”.
Komischer Vietnamese: “Go, go, go” (er schreit, drückt und schiebt an mir und meinem Rucksack herum).
Ich: “Lass sie jetzt durch und wir gehen beide rein. Oder ich bewege mich hier keinen Millimeter mehr weg.”
Komischer Vietnamese: ……denkt nach……
Komischer Vietnamese: “…ok”.
Dann waren wir alle 6 im Bus und haben in den letzten freien Winkeln unser Gepäck verstaut. Los ging die Fahrt um 20:00 Uhr – drei Stunden nach dem eigentlichen Start.
Aber der Bus ist entgegen der Geschichten im Internet wirklich gut, gemütlich und sauber. D.h. man konnte richtig gut schlafen. Zumindest bis 00:00 Uhr, als er angehalten hat, alle Lichter angingen und die Techno-Pop-Musik in voller Lautstärke aufgedreht wurde. Alle Asiaten hatten das Einreiseformular auszufüllen, was 30 Minuten gedauert hat, und es wurde wieder ruhig und dunkel. Warum das mitten in der Nacht gemacht wird und alle aufgeweckt werden? Ich habe nicht die geringste Ahnung. Irgendwann in der Nacht wurde der Bus sogar noch weiter vollgepackt und in den Gängen lagen noch weitere Fahrgäste und Gepäckstücke.
Bis 06:30 Uhr war Ruhe. Ich bin aufgewacht und der Bus stand vor einer geschlossenen Schranke und das wohl schon seit 05:00 Uhr. Die Grenze öffnet erst um 07:00 Uhr.
Um das Visum zu bekommen mussten alle erstmal zum Emmigrationsschalter, um den vietnamesischen Stempel zur Ausreise zu bekommen. Danach ging es im Fußmarsch im dicken Nebel und vielleicht 5 Grad 1,5 Kilometer weit durch das unfassbar triste Niemandsland zum Immigrationsschalter von Laos (ich wusste nicht, dass man heutzutage noch Grenzen zu Fuß überqueren muss). Nach dem Ausfüllen der Formulare und Abgabe eines Fotos bekam man das Visum als Deutscher für 30 US-Dollar (die Preise sind für verschiedene Länder unterschiedlich) plus 1 Dollar für den Einreisestempel. Und dann warten, warten und noch mehr warten in eisiger Kälte. Denn auf der einzigen engen Straße Richtung Laos ist ein LKW defekt stehen geblieben. Ich habe die Zeit genutzt und das Bild “crossing a border to Laos” aufgenommen, das auch den rudimentären Zustand dieser Grenze zeigt. Es ist ähnlich wie in Europa vor 60 Jahren: alles ist alt, krumm, trist, schief und die beiden Flaggen (Vietnam und Laos) sind an windigen, schiefen Bambusstäben befestigt. Und die Dame im Bild bereitet gerade den Stand für das Mittagessen der kommenden Touristen vor.
Aber ich kann gar nicht sagen welch ein großartiges Gefühl und Flair es war über diese Grenze im dicksten Nebel zu laufen. Einfach der Hammer!
Um 09:00 Uhr ging es im warmen Bus weiter – nach 2,5 Stunden in der Kälte. Und ich bin gespannt was die Fahrt noch an Abenteuern bringt. Ich habe auf jeden Fall wahnsinnig viel Spaß! :)

 

Jetzt ist es bereits Abend und der Bus ist wohlbehalten in Vieng Chan angekommen. Es gab keine weiteren Abenteuer in den letzten 3,5 Stunden Busfahrt und so habe ich mir am Abend ein erstes von den berühmten laotischen Steaks gegönnt – neben der Dame und Tim und Struppi im Bild “an evening with Tintin“. Das Steak war das beste seit Monaten und die Fahrt hat sich allein dafür schon gelohnt. Jetzt schaue ich mir noch kurz die Reiseroute an, freue mich und falle totmüde ins Bett.


Hier ist dieser Artikel entstanden: Vientiane, Vientiane Prefecture, Laos.


facing real wisdom

facing real wisdom von hafual auf Flickr ©

smiling statue

smiling statue von hafual auf Flickr ©

a flower for all

a flower for all von hafual auf Flickr ©

In Asien spielt Buddhismus die übergeordnete Rolle unter den Religionen der Menschen und so ist es auch in Vietnam. Wie in den westlichen Ländern findet man hier vor allem in den Städten unzählige buddhistische Tempel, die sehr oft von riesigen Buddha-Statuen gekennzeichnet werden, so dass man die Tempel auch von weitem erkennen und sehen kann. Im entferntesten Sinn erinnern mich diese riesigen Statuen ein bisschen an Kirchtürme, die auch als Symbol oder Kennzeichnung gelten und ich vermute deswegen so hoch gebaut werden, um die Nähe zum Himmel oder Gott zu symbolisieren.
Das schöne an buddhistischen Figuren wie in den heutigen drei Bildern “facing real wisdom“, “smiling statue” und “a flower for all“, die ich alle bei einem Tempel in Đà Lạt aufgenommen habe, ist, dass die Darstellung Buddhas immer sehr freundlich und ansprechend kindlich wirkt. Die Tempel selbst sind extrem bunt verziert und geschmückt, und vermitteln dadurch eine angenehm positive Stimmung. Um die Tempel herum gibt es viele leuchtend weiße Statuen und große Drachen aus Stein, die mit zerbrochenem alten Porzellan verziert sind.

 

Bei der aktuellen Busfahrt durch die Berge, die insgesamt 17 Stunden bis Hội An dauern wird, denke ich sehr gerne an die fröhliche Stimmung bei diesen Tempeln zurück, während der Busfahrer im Moment die Bremsen des klapprigen alten Buses mit Wasser kühlt und es auf der rechten Seite 200 Meter steil nach unten geht.

Hier ist dieser Artikel entstanden: Nha Trang, Khánh Hòa Province, Vietnam.


bold coolness

bold coolness von hafual auf Flickr ©

stand up and drive

stand up and drive von hafual auf Flickr ©

chicken crossing

chicken crossing von hafual auf Flickr ©

Batman's runway

Batman’s runway von hafual auf Flickr ©

Wie schnell man sich an Stränden und dem Meer satt sehen kann ist schon unglaublich. Heute in Mũi Né hat mich der Strand, das Meeresrauschen und das Meer kaum interessiert. Und das, obwohl ich nur fünf Meter vom Bungalow zum Strand habe, d.h. das Meer wirklich direkt vor der Haustür ist.

 

Ich weiß, dass das einige von euch bestimmt nicht verstehen können, aber ich glaube, dass meine Meer-Sättigung aufgrund der zwei Wochen auf den Inseln Thailands vollständig erreicht ist. Insgesamt war ich auch bestimmt vier Mal im Wasser, was für mich absoluter Rekord ist (ich bin kein großer Fan von Wasser und ich weiß wer von euch das sicherlich gar nicht verstehen kann :)). Und so ging es heute in Mũi Né zu den Sanddünen, die den Ort vor Wind und Wetter schützen, so dass es in der Stadt 50% weniger regnet als im nahegelegenen Nha Trang. Der Weg zu den Dünen war weit – sehr weit – und nach sieben Kilometern zu Fuß war es zwar sehr interessant, wie der Touristenort Mũi Né fließend in die Wohngebiete der Einheimischen übergeht, aber die Dünen waren bevor es dunkel wurde nicht mehr zu erreichen.

 

Aber auf dem Weg gab es einiges Interessantes zu bestaunen und so konnte ich an einer Schule die fröhlichen Kinder fotografieren, die alle unglaublich nett sind und immer winken. Ein Junge hat sogar für mich posiert und so ist das etwas verwegen wirkende Bild “bold coolness” entstanden. Einige Kinder hatten wohl auch schon Feierabend und unglaublich viel Spaß beim Fahrradfahren im Bild “stand up and drive” und auch die Hühner haben extra für mich im Durchgang einer schönen Ziegel-Mauer im Bild “chicken crossing” posiert – irgendwie erinnert mich die Szene ein bisschen an die Bremer Stadtmusikanten.
Auf dem Rückweg habe ich mich dann alleine gemacht (A.J. ist mit dem Bus gefahren) und Gotham City entdeckt: das ist doch definitiv die Landebahn von Batman im Bild “Batman’s runway“, oder?

 

Jedenfalls habe ich jetzt erstmal genug von Meer und Strand für die nächsten Wochen. Morgen geht es weiter in Richtung Đà Lạt – eine Stadt mitten in den Bergen Vietnams. Ein perfekter Kontrast und vielleicht auch ein perfekter Ort um Weihnachten zu feiern.

 

Weitere Bilder finder ihr hier im aktualisierten Album “South Vietnam“.

Hier ist dieser Artikel entstanden: Phan Thiet, Binh Thuan Province, Vietnam.


feet on a trip

feet on a trip von hafual auf Flickr ©

breaking news

breaking news von hafual auf Flickr ©

little model

little model von hafual auf Flickr ©

old lady's meal

old lady’s meal von hafual auf Flickr ©

Einfach mal rare? Einfach mal reisen wie die Vietnamesen? Einfach mal das wirkliche Reisefeeling erleben und ohne andere Touristen durch Vietnam fahren? Das war heute die Devise und schon früh am Morgen ging es mit dem Rucksack los in Richtung Busbahnhof. Nachdem alle Informationen, wie man die Strecke am Besten mit lokalen Bussen zurücklegt, im Gästehaus besorgt waren, ging es nach einem Fußmarsch am Busbahnhof in den Bus Nummer 2 in Richtung Mien Thay Station. Dort angekommen wird man direkt von unzähligen Vietnamesen angesprochen, die einem ein Ticket verkaufen wollen. Und so wurde es dann ein Ticket für einen kleinen lokalen Bus. Der Bus war bereits halbvoll und die meisten Mitfahrer haben sich total gefreut, dass auch zwei Touristen mit ihnen reisen. Außer Anja und mir waren wirklich nur Vietnamesen in dem Bus – genau so sollte es heute sein.

 

Und kaum im Bus ging die Show dann plötzlich los. Busfahren in Vietnam ist nicht einmal annähernd vergleichbar mit deutschen Busfahrten. Es gibt wahrscheinlich keine Fahrpläne, denn der Busfahrer hat solange gewartet, bis der Bus gefüllt war, was bestimmt weitere 45 Minuten gedauert hat (“feet on a trip“). Aber das Coolste (ich weiß echt nicht wie ich es anders sagen soll) war, dass wirklich alle zwei Minuten eine Verkäuferin oder ein Verkäufer in den Bus gestiegen ist und etwas verkaufen wollte, während wir alle auf den Start gewartet haben. Sie verkaufen simple Dinge wie Getränke, Snacks, Essen – und dann kommen die etwas “anderen” Dinge wie Wackel-Dackel-Pferde, Karotten-Schneider, die direkt im Bus in allen Formen fünf Minuten lang vorgeführt werden, wobei die Schale einfach auf dem Boden verteilt wird, komische Lose für ein Glücksspiel usw. Und jetzt kommt das Kurioseste: die Vietnamesinnen und Vietnamesen im Bus kaufen diese “anderen” Dinge auch noch! Was machen sie nur mit Wackel-Dackel-Pferden bei so einer Fahrt oder danach? Von den Karottenschneidern wurden insgesamt drei Stück verkauft – in einem Bus mit 20 Leuten. Auf jeden Fall haben sich alle im Bus schlapp gelacht – ein wahnsinniger Spaß.
Nachdem es dann Richtung Cần Thơ los ging, hat sich der Kontrolleur (in einem vietnamesischen Bus gibt es immer einen Fahrer und einen weiteren Mitarbeiter) an die offene Bustür im Fahrgastraum gestellt. Die Tür blieb die komplette Fahrt offen. Denn da noch fünf Plätze im Bus frei waren, hat er jedem, der irgendwo auf der Straße herumgestanden ist, schreiend einen Platz angeboten. D.h. der Fahrer ist auf den dreispurigen Straßen auch immer von der linken Spur (in Vietnam ist wie in Deutschland Rechtsverkehr) über die mittlere Spur nach rechts gezogen und Schlangenlinien gefahren. Wenn ich schätzen sollte, wie oft der Kontrolleur die Plätze während der fünfstündigen Fahrt angeboten hat, dann würde ich sagen bestimmt 150 Mal.
Bei einem 15-minütigen Zwischenstopp wurde dann wieder fleißig im Bus verkauft und eingekauft und danach ging es dann schon in das Mekong Delta Gebiet. Und da man hier natürlich alle paar Meter eine Brücke überquert und die Auf- und Abfahrten bei diesen Brücken meist riesige Absätze in den Straßen sind, springt man förmlich im Bus hoch. Das Bild muss man sich wirklich vorstellen: 20 Leute springen im Sitzen gleichzeitig im Takt 30 cm nach oben (30 cm sind keine Übertreibung – man ist mehrmals mit dem Kopf gegen die Decke geknallt). :)
Und nach weiteren zwei Stunden, angekommen am Busbahnhof in Cần Thơ kurz vor dem Aussteigen, stürmen plötzlich 15 Männer auf den Bus zu, schreien in voller Lautstärke und bieten offensichtlich irgendetwas an. Ich habe nicht die geringste Ahnung was sie von den Leuten im Bus wollten. Aber es war wie wenn man von einer Welle überrannt wird. Absolut verrückt.

 

Nach dieser Busfahrt, die wirklich nicht toller hätte sein können und die auf jeden Fall in eine zweite Runde geht, ging es dann zu Fuß drei Kilometer mit Sack und Pack zum Marktplatz, wobei ich nach Nachfrage den Mann im Bild “breaking news” fotografieren durfte, der gerade Siesta mit den aktuellsten Nachrichten hält. Nachdem die Unterkunft besorgt war und ich schon beim Weg zum Gästehaus von vielen Kindern mit strahlenden Gesichtern und einem “Hello” begrüßt wurde, war ich an einer Ecke gestanden um etwas zu fotografieren und das kleine Mädchen im Bild “little model” ist einfach zu mir gekommen und hat an der Palme gepost wie ein kleines Model: sie wollte unbedingt fotografiert werden und hat sich total über das Bild gefreut. Und die alte Dame im Bild “old lady’s meal” konnte ich von einem Restaurant im ersten Stock mit Blick auf den hinter ihr liegenden Fluss fotografieren. Die Menschen hier sind faszinierend: wie in diesem Bild mit der alten Frau, die gemütlich vor sich hin köchelt, während sie die Lichter der vorbei rauschenden Roller streifen, sind die Menschen hier alle ultra entspannt, lächeln immer, freuen sich, wenn man sie anlächelt und man lernt unendlich viele interessante Persönlichkeiten kennen. Ich bin wirklich gespannt auf den morgigen Tag auf einem kleinen Boot zu den schwimmenden Märkten im Mekong Delta – schöner kann dieser Trip wirklich kaum noch werden. Ein absolut perfekter Tag.

Hier ist dieser Artikel entstanden: Can Tho, Cần Thơ, Vietnam.