walking in beauty

walking in beauty von hafual auf Flickr ©

rummaging for things

rummaging for things von hafual auf Flickr ©

exploring art

exploring art von hafual auf Flickr ©

torrential flower

torrential flower von hafual auf Flickr ©

Wenn man in Neuseeland ankommt und eine Woche in der Natur unterwegs war, dann ist man sehr oft dazu geneigt dieses Land als perfekt zu bezeichnen. Die Umgebung ist unvergleichbar schön. Und alles ist gepflegt, sauber, ordentlich und nahezu perfektionistisch korrekt. Die Neuseeländer scheinen es mit der Ordnung wirklich extrem ernst zu meinen und so wird an jeder Ecke mindestens fünf Mal auf die gleiche Regel hingewiesen. Aber eine Sache ist mir heute wieder aufgefallen, die diesen Eindruck leider ein bisschen trübt.

 

Nach den ersten Tagen und dem Ankommen in Neuseeland verschwindet die rosarote Brille und man fängt wieder an die frische Luft bewusst zu atmen. Vor der Ankunft habe ich mir vorgenommen nichts auszulassen und alle Aktivitäten ohne Rücksicht einfach zu machen. Doch das ist aufgrund einer Sache einfach unmöglich: Neuseeland ist unfassbar teuer.
Hier ein paar Beispiele (1 Neuseeland-Doller entspricht 62 Eurocent):
- Fallschirmspringen: ca. 500$ pro Person
- Eintritt verborgene Stadt (Spaziergang von ca. 60 Minuten): 30$ pro Person
- Eintritt Maori-Dorf (“ursprüngliches” Leben der Maori für Touristen): 85$ pro Person
- Eintritt Thermal Wonderland (Spaziergang von ca. 75 Minuten): 30$ pro Person
- Eintritt Hobbit-Dorf (Herr der Ringe, Dauer: 75 Minuten): 58$ pro Person
- Wanderweg 17,5 km (Anfahrt von ca. 10 km zwingend notwendig mit Bus, Preis für die Busfahrt): 35$ pro Person

 

Und so geht die Liste immer weiter. Kurz gesagt: die Aktivitäten sind einfach absolut unbezahlbar. Ich weiß echt nicht wie ein normal betuchter Mensch, der nicht Ewigkeiten für einen solchen Urlaub spart, länger als vier Wochen über die Runden kommen soll. Wenn man hier wirklich vier Wochen Urlaub ohne Nachdenken machen will, dann braucht man mindestens 200 Euro pro Tag und zusätzlich 1500 Euro für den Hin- und Rückflug, d.h. in 30 Tagen ca. 7500 Euro. Diese Preise sind wirklich absoluter Wucher und meist auch nicht gerechtfertigt. Beispielsweise eine einfache Busfahrt für 35$ pro Person anzubieten oder eine Mini-Tour von 75 Minuten für 58$ ist einfach ein schlechter Witz. Hier wird ganz offensichtlich Abzocke mit Touristen betrieben, die “im Leben nur einmal nach Neuseeland” kommen und somit auch nicht auf das Geld achten (wollen). Noch dazu schließen alle Sehenswürdigkeiten um 17:00 Uhr obwohl es bis 21:00 Uhr hell ist.
Natürlich war mir vorher bewusst, dass Neuseeland extrem teuer ist und bisher ist der Trip auch in Neuseeland komplett im geplanten Budget. Und trotzdem ist vermiest einem diese Abzocke die ein oder andere Sehenswürdigkeit, die man verpassen muss und die man ähnlich in allen anderen Ländern dieser Welt für ein Viertel des Geldes oder kostenfrei ansehen könnte. Denn mal ehrlich: wer zahlt sonst irgendwo ernsthaft 20 Euro um einen normalen Wanderweg gehen zu dürfen?

 

Es bleibt wohl nichts anderes übrig, als diese Dinge einfach zu ignorieren und die schönen Seiten zu sehen. Und so kann man die Art Deco Stadt Napier, in der ich die Dame, die um 17:00 Uhr pünktlich Feierabend macht, im Bild “walking in beauty” aufgenommen habe, kostenfrei besichtigen und zumindest in den noch offen Geschäften in Ruhe stöbern (“rummaging for things“, “exploring art“). Und auch so manch einzigartiger Platz in der Natur kann frei genossen werden: “torrential flower” ist an einem wunderschönen blauen Wasserfall entstanden, an dem 200000 Liter Wasser pro Sekunde über die Klippe springen. Beeindruckend – und wie so viele andere Naturschauspiele in Neuseeland ist auch dieses ohne der Hilfe der Menschen über Jahrtausende entstanden. Doch anscheinend schafft es der Mensch gerade in Neuseeland meistens nicht, aus diesen wunderschönen natürlichen Orten keinen Profit schlagen zu wollen.

 

Weitere Bilder findet ihr hier im aktualisierten Album “North Island New Zealand“.

Hier ist dieser Artikel entstanden: Napier, Hawke's Bay, New Zealand.


bring order to chaos

bring order to chaos von hafual auf Flickr ©

healthy desert

healthy desert von hafual auf Flickr ©

contrasts of human nature

Auf dem Weg zum Kuala Lumpur Tower (Menara KL), einem der höchsten Fernsehtürme der Welt und dem Münchner Fernsehturm abgesehen von der Größe durchaus ähnlich, habe ich das Bild “bring order to chaos” entdeckt. Und sofort hat mich wieder ein Thema beschäftigt, über das ich die letzten Wochen immer öfter nachdenken musste. Die Ordnung im Chaos.

 

bring order to chaos” stellt genau meine Gedanken dar: ohne die Pfeile auf dem Boden würde in dieser Einfahrt das Chaos herrschen und der Mensch könnte sich nur schwer orientieren. Nimmt man aber ein oder mehere Pfeile dazu, verschwindet das Chaos. Oder das was wir Menschen unter Chaos verstehen. Und genau das ist der alles entscheidende Punkt. Chaos ist das, was wir darunter verstehen. Das Bild “healthy desert” zeigt genau das auf den zweiten Blick: Wo jetzt ein Wasserhahn auf einem gut gepflegten Rasen direkt neben dem Fernsehturm steht, war früher einmal ein Regenwald. Ganz Kuala Lumpur wurde in einem Gebiet gegründet und gebaut, das aus Regenwald bestand. Der Mensch hat dieses Jahrtausende alte Chaos der Natur beseitigt, das Kommando übernommen, den Regenwald abgeholzt und eine riesige Stadt gebaut. Und dann hat er diese Stadt als die neue Ordnung für diesen Platz der Welt definiert. Und um das schlechte Gewissen ein bisschen zu beruhigen, wird direkt neben dem Fernsehturm ein winzig kleines Stückchen Regenwald erhalten – und als Touristenattraktion verkauft. Im Bild “contrasts of human nature” wird genau diese Farce dargestellt: Im Hintergrund der Mini-Regenwald und im Vordergrund die Straße hoch zum Fernsehturm, Fahrbahnmarkierungen und ein Zaun aus Stahl. Es ist ein Wunder, dass eine Stadt wie Kuala Lumpur und viele andere Großstädte, die in den letzten 100 Jahren zeitweise ein nahezu exponentielles Bevölkerungswachstum hatten, alle eine eigene Ordnung entwickeln, die irgendwie funktioniert. Sie ist immer anders, denn jede Stadt funktioniert unterschiedlich. Aber wenn man diese Ordnung verstanden hat und sich ihr anpasst, kann man ein gemütliches Leben ohne Ecken und Kanten führen. Aber wenn nicht? Und was wenn dieses “man” in “wenn man sich ihr anpasst” die Natur ist, die sich nicht anpassen will? Ich wage nicht daran zu denken. Denn diese künstliche Ordnung in einem Chaos, dass früher einmal eine völlig natürliche Ordnung war, ist, wenn man die Hintergründe betrachtet, beängstigend. Und gefährlich.

Hier ist dieser Artikel entstanden: Kuala Lumpur, Federal Territory of Kuala Lumpur, Malaysia.