wine tasting

wine tasting von hafual auf Flickr ©

flower of blades

flower of blades von hafual auf Flickr ©

push the line

push the line von hafual auf Flickr ©

Run guys, he's coming!

Es ist schon seltsam wie man sich im Alter wandelt. Habe ich noch im Alter von 20 Jahren keinen Tropfen Wein getrunken, trinke ich schweren Rotwein mittlerweile oft lieber als ein ordentliches Bremer Bier. Und deshalb ist ein Land wie Neuseeland, in dem es sowohl auf der Nordinsel als auch der Südinsel mehrere große Weingebiete mit Weingütern gibt, in diesem Punkt ideal, um sich einen Tag lang mit Wein und gutem Essen zu beschäftigen. Und trotz der Budget-Reise musste ein solcher Tag unbeding dabei sein. Allerdings hätte ich als absoluter Rotwein-Fan niemals gedacht, dass nach der Weinprobe die Wahl auf einen guten Weißen fällt.

 

Die Suche nach dem richtigen Weingut begann in Cromwell. Ein kleiner Ort, in dem das Gras noch grün ist (“flower of blades“), die Dienstag-Nachmittage noch entspannt sind (“push the line“) und die Vögel noch frei in der Natur leben (und sich von mir verfolgt fühlen, “Run guys, he’s coming!“). Es ist nicht einfach einen Campingplatz neben einem Weingut zu finden, denn vor allem sollen wohl die sogenannten Weintouren für über 150 Dollar verkauft werden. Aber es gibt zumindest einen Campingplatz in der Nähe von Cromwell, von dem man entspannt zu den Weingütern laufen kann.

 

Carrick ist ein Weingut in Bannockburn im Gebiet Otago, ein winziger Ort um den sich mehrere der südlichsten Weingebiete der Welt angesammelt haben. Nahezu alle Weingüter bieten nur Weinproben von 10:00 Uhr bis 17:00 Uhr und somit auch nur Mittagessen an. Ein Abendessen ist nicht möglich. Und so ging es zu Carrick um einen Nachmittag im Spießerleben zu verbringen und vier Weine zu probieren (“wine tasting“, der wirklich stylische modern eingerichtete Raum zur Weinprobe und das Restaurant mit der Gewinnerflasche neben dem Kaminfeuer). In der Auswahl enthalten waren drei Weißweine und der für die Region berühmte rote Pinot Noir. Doch leider war der einzige Rotwein zu langweilig um eine Flasche für das darauffolgende Mittagessen auszuwählen. Also wurde es ein kräftiger Chardonnay, der in einem französischen Eichenfass gereift ist und perfekt zur riesigen Mittagsplatte gepasst hat. Der Wein und das Essen waren einfach großartig und irgendwie war es nach einer so langen Zeit, in der man immer darauf geachtet hat keinen Cent zuviel auszugeben, sehr entspannend und schön einen Nachmittag mit gutem Wein und Essen zu verbringen.
Nach dem Essen wurde das sehr gut gefüllte Restaurant wirklich um 17:00 Uhr geschlossen und der Tag war auch bereits mehr oder weniger beendet. Denn nach einer Weinprobe und einer Flasche Wein am Nachmittag sollte man sich eigentlich direkt in seinen Ohrensessel neben dem kleinen Kaminfeuer im Wohnzimmer wie im Bild “wine tasting” setzen und den Tag in Ruhe ausklingen lassen. Da mein zu Hause allerdings gerade ein kleiner Campervan ist, musste die Liegefläche direkt aufgebaut und der Spießertag und das feine Spießerleben standesgemäß auf einem Campingplatz mit offenem Kofferaum im Campervan beendet werden.

Hier ist dieser Artikel entstanden: Nevis, Otago, New Zealand.


threatening history

threatening history von hafual auf Flickr ©

signs of time

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enchanted meadow

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chasing...nothing

chasing…nothing von hafual auf Flickr ©

dragonheart

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hidden burning

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Egal wo man sich bewegt. Wenn man bewusst durch diese Welt geht, dann sieht man sie überall. In der Natur, auf Straßen, an Häusern, Autos oder Fahrrädern. Und natürlich auch an Tier und Mensch.

 

Es sind die Zeichen der Zeit, die das Leben so lebenswert machen. Durch die Vergangenheit und jeden Moment, der augenblicklich wieder zu dieser Vergangenheit gehört, kann einem Mensch erst bewusst werden, wie unbedeutend und doch gleichzeitig bedeutsam jeder dieser Augenblicke ist. Zeit ist beschränkt und gerade deshalb so kostbar. Als ich die alte Statue und den seit einiger Zeit versenkten Einkaufswagen in der kleinen Stadt Dargaville entdeckt habe (“threatening history“, “signs of time“), ist es mir sofort wieder aufgefallen. Davor habe ich im Waipura Kauri Forest den größsten Kauri-Baum Neuseelands mit einem Stammumfang von fast 14 Metern und einem Alter von 2000 Jahren gesehen. Im Vergleich dazu ist die vielleicht 100 Jahre alte Statue in Dargaville nahezu neu, die einen Mann zeigt, der damals genau diese Kauri-Wälder, die über Jahrhunderte entstanden sind, für Gummi und Holz zerstört hat. Er hat damit diese Zeichen der Zeit für immer vernichtet, doch immerhin wurden einige Teile des Waldes gesichert und sind mittlerweile Naturschutzgebiet. Und auch im zentralen Park am Fluss in Dargaville, in dem der Einkaufswagen in einem schmutzigen Teich liegt, haben die Zeichen der Zeit bereits begonnen, ihre Geschichte zu erzählen. Der Park, genauso wie der seit Wochen liegen gelassene Einkaufswagen, scheint nicht mehr wirklich gepflegt zu werden. Alle Schilder, die einst die verschiedenen Pflanzenarten im Park erklärt haben, sind verschwunden. Außerdem habe ich gerade einmal zwei weitere Familien im Park innerhalb von einer Stunde getroffen.
Wenn man die Nacht nach einem so faszinierenden Tag in der verwunschenen Gegend im Bild “enchanted meadow” verbringen darf, dann macht das noch nachdenklicher. Und glücklicher, denn man lernt in solchen Momenten die Zeit, die man hat, zu schätzen. Und kann sie dadurch erst wirklich genießen. Denn an jedem einzelnen Tag gibt es unzählige solche Momente – wenn man nur genau hinsieht (“chasing…nothing“, “dragonheart“, “hidden burning“).

 

Weitere Bilder findet ihr hier im Album “North Island New Zealand“.

Hier ist dieser Artikel entstanden: Dargaville, Northland, New Zealand.


next generation beauty

next generation beauty von hafual auf Flickr ©

reaching the light

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spiral girl

spiral girl von hafual auf Flickr ©

ceiling of triumph

ceiling of triumph von hafual auf Flickr ©

relaxing is the way of life

Bei dem heutigen Weg am ersten Tag in Laos durch die Hauptstadt Vieng Chan hatte ich immer wieder den gleichen Gedanken: Entspannung. Vietnam war wirklich wunderschön und die 3,5 Wochen waren vollgepackt mit einzigartigen Erlebnissen. Und doch war es am Ende anstrengend, am Tag ohne Übertreibung 100 Mal oder mehr “No, thanks” zu jemanden zu sagen, der einem irgendwelchen Unsinn verkaufen will. Die Vietnamesen sind extrem freundlich, aber auch extrem busy und so wurde es am Ende doch langsam zu viel.
Doch in Vieng Chan ist das wirklich ganz anders. Ich habe heute ein einziges (!!!) Hupgeräusch wahrgenommen. Es wird hier einfach nicht gehupt. Im Vergleich zu Vietnam ist das ein krasser Unterschied, denn unterwegs in den Straßen von z.B. Hà Nội hört man in einer Minute mindestens 20 Mal eine Hupe. Und auch über Märkte und durch Gassen kann man laufen, ohne dass man ständig irgendetwas angedreht bekommt.
Diese Ruhe ist ungewohnt und wirklich schön. Ich hatte heute das Gefühl, dass sich die Zeit plötzlich wieder langsamer dreht und ich sogar tatsächlich langsamer durch die Straßen gehe. Dabei durfte ich ein hübsches Mädchen neben dem Busbahnhof in ihrer Hängematte fotografieren, nachdem ich natürlich ihren Papa gefragt habe, der direkt daneben saß (“next generation beauty“), ich habe mich mit zwei jugendlichen angehenden Mönchen, die englisch lernen wollen und deswegen Touristen ansprechen, in Ruhe unterhalten (“reaching the light“), ich bin wie die kleine Abenteurerin im Bild “spiral girl” Wendeltreppen im beeindruckenden laotischen Triumpfbogen Patuxai gegangen und habe danach noch die verzierte Decke auf Knien von unten fotografiert (“ceiling of triumph“) – wie eine goldene Traumwelt. Und noch viel mehr: ihr findet die heutigen Bilder hier im Album “Vieng Chan“.

 

Und wirklich genau als ich wieder diesen Gedanken “Entspannung” hatte, den ich gerade in diesem Artikel beschreibe, ist mir ein besonderes Auto über den Weg gelaufen. Es hat so unglaublich perfekt gepasst und ich habe mich so wahnsinnig darüber gefreut, dass ich das Bild “relaxing is the way of life” aufgenommen habe: das chilligste Auto, das ich seit den USA gesehen habe, geparkt irgendwo am Straßenrand und trotzdem war das Autoradio an und die Töne haben ganz stark nach Reggae geklungen. Besser hätte diese Situation einfach nicht zu meinen Gedanken passen können. Ich habe heute verstanden warum über diese Stadt gesagt wird, dass sie die entspannteste Großstadt ganz Südostasiens ist.

Hier ist dieser Artikel entstanden: Vientiane, Vientiane Prefecture, Laos.