puzzled

puzzled von hafual auf Flickr ©

guard the holiest

guard the holiest von hafual auf Flickr ©

Look at me!

Look at me! von hafual auf Flickr ©

I'd love you to call me

Ich wache auf. Langsam, endlos müde, qualvoll. Die Träume der Nacht lassen mich nicht los. Und doch kann ich mich an keinen einzigen Traum erinnern, aber bin sicher, dass es sie gab. Es ist dunkel. Stockdunkel. Wo bin ich? Ich bin verdutzt (“puzzled“). Ist es mitten in der Nacht? Ich versuche aufzustehen. Doch mein Körper ist schwerelos. Ich erkenne meine eigene Hand vor Augen nicht. Ich ertaste den Nachttisch und finde mein iPhone. Ein unwirkliches Licht blendet mich: es ist der Dienstag, der 03.01.2012. Und es ist bereits 10:39 Uhr. Aber warum ist es so dunkel? Die Erinnerungen kommen zurück und schießen wie Blitze durch meinen Kopf: Weltreise, Asien, Silvester, ein Zimmer ohne Fenster, Vietnam……2012? Es ist schon 2012? D.h. ich bin bereits mehr als drei Monate unterwegs? Was ist passiert? Wo ist die Zeit?

 

Es ist vier Stunden später. Doch der Gedanke geht mir nicht mehr aus dem Kopf: wie können drei Monate so schnell vergehen? Was habe ich erlebt? Was ist passiert? Wieso erinnere ich mich nicht? Doch, ich erinnere mich. Ich versuche zu reproduzieren. Bruchteile, Bilder, Erlebnisse, Zeitfetzen. Die Zeit muss mir gestohlen worden sein. Ich kann es nicht fassen. Ich erlebe die heutigen Dinge wie in Trance (das Hồ Chí Minh Mausoleum, Heiligstes aller Vietnamesen: “guard the holiest“; ein kleiner Roboter der mich grinsend ansieht: “Look at me!“; der Wunsch angerufen zu werden: “I’d love you to call me“). Ich kann nicht fassen, dass drei Monate so schnell vergehen können. Ich werde morgen aufwachen und wieder zu Hause sein. Ich werde wieder ZU HAUSE sein. Der neue Gedanke macht mich glücklich. Sehr glücklich. Ich denke an eure Gesichter. An eure Erlebnisse. An euch. Und die Zeit ist mir egal. Und ich bin glücklich.

Hier ist dieser Artikel entstanden: Hanoi, Hanoi, Vietnam.


catnapped

catnapped von hafual auf Flickr ©

tennis in the city

tennis in the city von hafual auf Flickr ©

hello mister...

hello mister… von hafual auf Flickr ©

sad beauty

sad beauty von hafual auf Flickr ©

Bei dem heutigen Spaziergang durch Hồ Chí Minh wurde eine Sache immer deutlicher: das Leben findet auf bzw. an der Straße statt. Egal ob man sich mitten in der Stadt neben der Kirche Notre Dame befindet, durch kleine Gassen etwas außerhalb des Zentrums schlendert oder an den Hauptverkehrspunkten versucht irgendwie ohne überfahren zu werden über die Straße zu kommen. Es wirkt in der ganzen Stadt, als wären alle Vietnamesinnen und Vietnamesen auf und an der Straße oder zumindest draußen und auf den Beinen.

 

Ein Grund, warum sich kaum jemand in seiner Wohnung aufhält, ist sicherlich das Klima. Es ist das ganze Jahr sehr warm und teilweise auch extrem schwül. Aber ich glaube eher, dass diese Art zu Leben ein Teil der Mentalität der Menschen ist. Der ganze Tagesablauf spielt sich draußen auf und an der Straße ab.
Auf der Straße merkt man es vor allem an der Menge der Zweiräder: ich schätze, dass das Verhältnis von Rollern, Mopeds und Motorrädern gegenüber Autos 80 zu 20 ist. Im Bild “tennis in the city“, das einen Tennisplatz hoch über der Innenstadt Saigons zeigt, kann man auf der Kreuzung neben den wenigen Autos und drei Bussen die vielen Roller sehen. Das Bild habe ich in einer Bar im Sheraton Hotel im 23. Stockwerk während des Sonnenuntergangs aufgenommen – eine wirklich tolle Bar mit traumhaftem Ausblick über die Stadt.
Der interessantere Teil findet allerdings direkt an den Straßen, auf den Gehsteigen und in den kleinen Gassen statt. Nahezu alle zehn Meter sieht man Vietnamesen die etwas verkaufen wie im Bild “hello mister…” oder beim Essen. Essen auf den Gehsteigen und in den Gassen direkt neben den Häusern scheint hier wirklich die Regel zu sein. In den kleinen Gassen sitzen Kinder, nachdem sie von der Schule zurück gekommen sind und lesen ein Buch oder spielen mit Freunden. Es werden Brettspiele gespielt und die Gehsteige sind nahezu alle von Rollern zugeparkt und blockiert. In Saigon gibt es wirklich kaum Fußgänger und wenn man es wie heute doch versucht, läuft man mehr auf der Straße als auf dem Gehsteig. Sogar schlafen ist bei dem extremen Geräuschpegel und bei mindestens 200 Hupgeräuschen pro Minute möglich (Hupen gehört zu den Verkehrsregeln), wie man im Bild “catnapped” sehen kann – natürlich draußen.
Und doch ist es auch in den Häusern wirklich schön und manchmal sogar angenehm ruhig wie im Bild “sad beauty“, welches ich heute Nachmittag in dem wunderschönen libanesischen Restaurant Warda mitten in der hektischen Stadt aufgenommen habe.

Hier ist dieser Artikel entstanden: Ho Chi Minh City, Prey Nokor, Vietnam.


believe in faith

believe in faith von hafual auf Flickr ©

magic hands

magic hands von hafual auf Flickr ©

Vietnam bietet sich perfekt an, um an ein- oder mehrtägigen Touren teilzunehmen, denn die Preise sind wirklich großartig und man kommt z.B. an einem einzigen Tag zu mehreren Zielen, für die man ohne einer Tour mit Bus sonst vielleicht mehrere Tage benötigen würde. Ich wusste heute nicht wirklich was mich erwartet, denn ich glaube es war in meinem ganzen Leben die erste geführte Tour mit vollständigem Programm für einen ganzen Tag. Da ich normalerweise ein Fan von “keine Ahnung wo es als nächstes hin geht” und “rechts, links, egal, einfach probieren” bin, war es für mich heute durchaus ein spannendes Erlebnis.

 

Die Vorteile einer Tour wie der heutigen sind mir jetzt klar: neben dem oben erwähnten Vorteil hat man immer einen Bus, einen sehr guten Tourguide, der perfekt Englisch spricht und in diesem Fall selbst im Vietnamkrieg für den Süden gekämpft hat, und wenn man Glück hat, lernt man auch noch nette “Mittouristen” kennen. Das Bild “believe in faith” ist bei dem ersten offiziellen Stopp, dem Tempel Thanh That Cao Dai, entstanden. Cao Dai ist eine Sekte, die zwei Millionen Mitglieder (90 Millionen Menschen leben in Vietnam) zählt und zu den kleineren Religionen Vietnams gehört. Caodaismus vereint verschiedene Glaubensrichtungen (wie z.B. Katholizismus und Buddhismus) und es finden jeden Tag vier Gebetsstunden statt (06:00 Uhr, 12:00 Uhr, 18:00 Uhr und 00:00 Uhr), die aber kein Pflichtprogramm für die Mitglieder sind. Der rote Mantel des absolut faszinierenden alten Mannes im Bild zeigt, dass er ein höheres Mitglied ist, das für den Katholizismus steht. Alle Mitglieder der unteren Level sind weiß gekleidet.

 

Aber bereits vor dem ersten Halt kam das Gefühl einer Kaffeefahrt auf, als alle Teilnehmer der Tour zusammen mit unzähligen anderen Touristenbussen zu einer Fabrik gekarrt wurden, in der vietnamesische Kunstartikel hergestellt werden. Das Bild “magic hands” zeigt die charakteristischen Hände einer älteren Vietnamesin, die eine Vase verziert. Tatsächlich war es wirklich interessant zu sehen, dass all die Kunstartikel, die z.B. in Saigon verkauft werden, in mühevoller Handarbeit hergestellt werden. Aber wie die Touristen dort hindurch geschleust wurden, hat mir alles andere als gefallen.
Und vor allem bei dem Hauptziel, den Tunneln von Củ Chi, war es dann für mich kaum noch auszuhalten. Die Tunnel von Củ Chi bilden ein unterirdisches Tunnelsystem, welches im Vietnamkrieg von den Viet Cong verwendet wurde, um bei Bombenangriffen Schutz zu finden und den Gegner von hinten zu überraschen. Die Tunnel waren 60 cm hoch und 80 cm breit und wurden in 30 Jahren Arbeit ab dem Jahr 1948 gegraben. Der Tourguide hat auch alles wunderbar erklärt, nur war das Tempo viel zu hoch. Um zu verstehen, was die Geschichte zu einem Ort erzählt und mich damit wirklich intensiv zu beschäftigen, brauche ich länger als zwei Minuten an ein und derselben Stelle. Und eine Gruppe mit 40 Personen macht dann keinen Spaß mehr. Außerdem konnte ich mich mit keinem einzigen Foto auseinandersetzen. Für ein Foto brauche ich in der Regel 3 bis 20 Minuten, wenn es keine Momentaufnahme einer bewegten Situation ist (“believe in faith” hat z.B. 30 Minuten gedauert), und bei einer solchen Tour ist dafür wirklich keine Zeit. Nach zwei Stunden vollem Programm ging es dann auch gleich wieder zurück nach Saigon.

 

Mein Fazit ist, dass schreiende Kinder im Bus, die vielen Pauschaltouristen, die Oberflächlichkeit der Informationen, die von der Geschwindigkeit resultiert, mit der man die einzelnen Objekte betrachtet und die mangelnde Freiheit bei einer solchen Tour wie heute wirklich überhaupt nicht mein Ding sind – die Nachteile überwiegen die Vorteile sehr eindeutig. Ich werde zwar sicherlich noch weitere Touren in Anspruch nehmen (z.B. Führungen in Gebäuden), aber bei Ganztagestouren bin ich jetzt noch skeptischer als zuvor.

Hier ist dieser Artikel entstanden: Ho Chi Minh City, Prey Nokor, Vietnam.


search for your roots

search for your roots von hafual auf Flickr ©

guide me to Hồ Chí Minh

Dear Santa...

Dear Santa… von hafual auf Flickr ©

at the roadside

at the roadside von hafual auf Flickr ©

Vietnam hat in den vergangenen 100 Jahren viel durchgemacht. Doch man merkt es den Menschen hier kaum an. Die Freundlichkeit, die sie entgegenbringen, ist unvergleichlich. Und das, obwohl die wirkliche Öffnung gegenüber dem Westen erst in den 90er Jahren stattgefunden hat. D.h. erst in den vergangenen 20 Jahren hat sich der Tourismus in diesem Land entwickelt und der Generationenwechsel lässt die jüngste Generation mit einem völlig neuen Verständnis aufwachsen. Natürlich kann ich bisher nur von Südvietnam sprechen und es ist der allererste Eindruck. Ich bin sehr gespannt, wie die Menschen z.B. in Hanoi im Norden Vietnams, der schon viel länger vom Kommunismus regiert wird, mit den Entwicklungen der vergangenen Jahre umgehen.

 

Die vier heutigen ausgewählten Bilder beschäftigen sich mit diesem Thema. Im Bild “search for your roots” kniet die Dame vor dem “Reunification Palace” hinter einem Baum mit uralten Wurzeln. Den Titel habe ich aufgrund dieses besonderen Ortes als Metapher gewählt, denn der “Reunification Palace” war der Präsidentensitz des demokratischen Südens von Vietnam bis im Jahre 1975 die Kommunisten den Palast gestürmt und übernommen haben. Das Bild “guide me to Hồ Chí Minh” zeigt einen Tourguide eines Redesaals in genau diesem Palast. Die Besichtigung ist absolut faszinierend, denn die komplette Einrichtung wurde im Originalzustand des Jahres 1975 belassen und der Regierungssitz ist nach Hanoi gewandert.
Die Bilder “Dear Santa…” und “at the roadside” zeigen den Kontrast während des aktuellen Generationenwechsels. “Dear Santa…” spielt in der zentralen Post Hồ Chí Minhs, die auch eine große Touristenattraktion ist. Und als ich den Kleinen gesehen habe, musste ich sofort an Weihnachten denken und dass er bestimmt gerade seinen Wunschzettel für den Weihnachtsmann schreibt. Ungefähr eine halbe Stunde später habe ich den Jungen im Bild “at the roadside” beim Essen am Straßenrand entdeckt. Seine Familie hat sich gefreut, dass ich ihn fotografiere. Er kennt Weihnachten wahrscheinlich nur von den Hotels in seiner Stadt, die für die Touristen aus dem Westen kitschige Weihnachtsbäume aufstellen. Und trotzdem lernt er ein komplett anderes Vietnam als noch vor 20 Jahren kennen.

 

Weitere Bilder findet ihr hier im neuen Album “Hồ Chí Minh (Saigon)“.

Hier ist dieser Artikel entstanden: Ho Chi Minh City, Prey Nokor, Vietnam.


fishing the pier

fishing the pier von hafual auf Flickr ©

playing enlightened

playing enlightened von hafual auf Flickr ©

real street art

real street art von hafual auf Flickr ©

Die letzten 36 Stunden:
1. Start auf Ko Phangan im Bild “fishing the pier“, in dem ein Fischer frühmorgens am Hafen von Thong Sala das Frühstück fängt. Das Album “Ko Phangan” ist mit diesem Bild komplett.
2. Ein Höllentrip auf dem Schnellboot von Lomprayah bei riesigen Wellen mit der Folge einer Seekrankheit (ich denke alle wissen, was das bedeutet :)).
3. Eine wunderschöne Busfahrt durch ganz Thailand mit vollem Entertainment (“Der Flug des Phoenix” und “The Expendables“).
4. Ankunft mitten in Bangkok im Backpacker-Viertel um 21:00 Uhr.
5. Fahrt nach Verhandlung des Preises mit dem Taxi zum Flughafen.
6. Bloggen (“Schatzsuche an einem magischen Ort“).
7. Übernachtung am Internationalen Flughafen Bangkok Suvarnabhumi auf einer Bank. Es war eiskalt in der klimatisierten Halle, d.h. schlafen war kaum möglich.
8. 05:30 Uhr aufstehen und einchecken. Wie Visum? Geht das nicht in Vietnam direkt? Verdammt, Visum verpeilt. Ok – also online gehen und das Visum im Expressservice online ordern und den Flug umbuchen. Das Visum soll ab Öffnung des Onlineservices um 08:00 Uhr morgens vier bis acht Stunden Bearbeitungszeit brauchen. Danach wird eine E-Mail mit den Dokumenten geschickt. Der Flug hebt um 15:55 Uhr ab, d.h. um spätestens 14:00 Uhr muss das Visum da sein. Das wird verdammt knapp.
9. Frühstücken und warten.
10. Warten.
11. Nachfrage per E-Mail.
12. Warten.
13. Juhu, das Visum ist da (12:00 Uhr)!
14. Visum ausdrucken.
15. Verdammt, alle Passbilder verloren.
16. In einem lustigen Zustand nach über 24 Stunden unterwegs Passbilder im Securitybüro schießen lassen. Da die Bilder für Vietnam sind, wurde das rote Handtuch als Bildhintergrund entfernt, um dem weißen Platz zu machen. Wie in einem schlechten Film. :)
17. Umbuchung des Fluges und Checkin – finally did it!
18. Ankunft um 17:30 Uhr in Ho Chi Minh (Saigon).
19. Verdammt, kein Bargeld für das Visum und auch kein Geldautomat in diesem Bereich.
20. Anja wird von einem Beamten ohne Ausweis an den nächsten Geldautomat außerhalb des Visumbereichs geführt (d.h. eigentlich ohne Visum bereits in Vietnam – yeah! :))
21. Verdammt, der erste Geldautomat ist kaputt.
22. Der zweite Geldautomat noch viel weiter weg funktioniert.
23. Visum ausgestellt, Taxi in die Stadt zum Backpacker-Viertel mit drei weiteren Backpackern aus Israel geteilt.
24. Absoluter Wahnsinn: die Straßen sind überflutet von Rollern. Bei drei Spuren fahren 4 bis 6 Roller nebeneinander. Das ist der chaotischste und verrückteste Verkehr weltweit (15000 Verkehrstote im Jahr – Weltspitze).
25. Ankunft im Zentrum, einchecken, Essen gehen (unglaublich gutes Essen).
26. Die erste Runde um den Block. Eine wahnsinnig schöne Stadt und unglaublich busy. Die Bilder “playing enlightened“, welches einen Jungen in einem Bekleidungsgeschäft zeigt, der den Abend spielend genießt und dabei ein bisschen aussieht, als würde er das Licht anbeten, und “real street art“, das einen Straßenkoch mitten auf diesen wahnsinnig stressigen Straßen zeigt (deshalb wahre Straßenkunst), sind bei diesem ersten Spaziergang in Vietnam entstanden.
27. Bloggen (dieser Artikel).
28. Totale Erschöpfung.
29. BETT!

Hier ist dieser Artikel entstanden: Ho Chi Minh City, Prey Nokor, Vietnam.