don't move

don’t move von hafual auf Flickr ©

ready for take off

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face the waterfall

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weird shutters

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illuminate the sky

illuminate the sky von hafual auf Flickr ©

bing

bing von hafual auf Flickr ©

street tongues

street tongues von hafual auf Flickr ©

Gestern Nacht konnte ich nicht einschlafen. Es war schon sehr spät und doch sind mir unendlich viele Gedanken durch den Kopf geschossen. Es hat ein bisschen gedauert den richtigen zu greifen und doch wusste ich nach einigen Augenblicken was es war: Ich muss etwas ausprobieren.

 

Ich kann leider nicht mehr genau nachvollziehen ob mir die Idee noch gestern Nacht, im Traum oder erst heute Morgen kam. Aber ich wusste nach dem Aufstehen, dass ich heute eine Fototour mit dem Thema “the world is trippy” (“Die Welt ist schräg”, ihr findet das Album hier) machen muss. Warum? Ich weiß nicht warum mich das so beschäftigt hat, aber ich wusste es einfach heute Morgen. Ich wollte dieses Thema in dessen Zweideutigkeit sowohl in der wörtlichen als auch in der umgangssprachlichen Bedeutung darstellen. Und so war ich heute zwei Stunden in der brütenden Nachmittagshitze in Luang Prabang unterwegs und habe die schräge Welt in sieben Bildern abgebildet.

 

ready for take off“: Das Bild nimmt das Thema wortwörtlich. Das schräge Dach erinnert mich an ein abhebendes Raumschiff und ist nach dem Frühstück noch vor der eigentlichen Fototour mit dem Thema bereits im Hinterkopf entstanden.
face the waterfall“: Ein Hahn. Vor einem Wasserfall. Oder doch nicht?
weird shutters“: Ein wunderschöner Teppich voll blauer Fensterläden.
illuminate the sky“: Eine Leuchtkraft, die nicht von dieser Erde zu sein scheint.
bing“: Als ich ihn am Rande des Mekong unter der Lampe gesehen habe, wusste ich, dass er einen Plan ausheckt. Und genau das stellt dieses Foto dar: beim Abdrücken des Auslösers macht es bei ihm einfach “bing” und die Idee ist geboren. Wie bei mir in der vergangenen Nacht.
street tongues“: Diese Schuhe haben bei der goldenen Hitze die Straße überquert. Und beim letzten Anstieg zurück auf sicheres Terrain lassen beide vor Anstrengung die Zungen hängen.
don’t move“: Dieses Bild stellt den Höhepunkt der Fototour zum Thema “Die Welt ist schräg” dar. Vor einigen Tagen habe ich mir gemerkt, dass an einem Tempel die Wände bereits langsam schwarz werden. Also bin ich heute für das letzte Foto zurück zu diesem Tempel und habe mein Stativ mutterseelenallein und nur beobachtet von ein paar Mönchen aufgebaut. Nachdem die Position gefunden, alles konfiguriert und der Selbstauslöser eingestellt war, habe ich mich nach Drücken des Auslösers in Pose gebracht. Und natürlich – nachdem ich bestimmt 10 Minuten für den “Versuchsaufbau” gebraucht habe – war das Tempelgelände genau zu diesem Zeitpunkt so richtig belebt. Und ich wurde wieder einmal mit den schrägsten Blicken beobachtet, die man sich vorstellen kann. Frei nach dem Motto: “Häh? Er fotografiert seine Beine? WTF?”. Naja, nachdem ich mir diesen Ort mit den schwarzen Wänden gemerkt, gestern eine neue weiße Hose gekauft habe und diese Szene einfach perfekt zum heutigen Album passt, musste ich dieses Foto einfach aufnehmen. “don’t move” – einfach schräg.

Hier ist dieser Artikel entstanden: Luang Prabang, Louangphabang, Laos.


noon nap

noon nap von hafual auf Flickr ©

behind the sun

behind the sun von hafual auf Flickr ©

enlightened soul

enlightened soul von hafual auf Flickr ©

Nach zwei Wochen in Laos habe ich bestimmt schon 20 buddhistische Tempel zu sehen bekommen. Wenn mich jemand fragen würde, ob ich in Europa in jede Kirche laufen würde, wäre die Antwort eindeutig. Und doch üben die laotischen buddhistischen Tempel eine besondere Faszination auf mich aus. Und da diese in Laos die Hauptattraktion sind, ging es heute zu ganz besonderen Exemplaren.

 

Dazu war zuerst eine Überfahrt über den Mekong notwendig, der an dieser Stelle eine wirklich ordentliche Strömung hat. Das Boot fuhr also nicht direkt geradeaus über den Fluss, sondern etwas schräg gegen die Strömung und so ist man in einem kleinen Bogen auf der anderen Seite angekommen.
Dort findet man den ersten Vat (Tempel) in einem kleinen Ort. Und die Ruhe ist einfach traumhaft schön. Und so hat es nicht lange gedauert, bis ich den Herrn im Bild “noon nap” bei einem kleinen Nickerchen vor dem Hauptgebäude der Tempelanlage entdeckt habe. Er genießt diese Stille und diesen Frieden offensichtlich auch in allen Zügen. Und sogar die Statuen vor diesem Tempel werden vor der Sonne geschützt – mit einem verzierten Regenschirm (“behind the sun“).
Weiter im zweiten Tempel hoch oben auf einem Hügel war wirklich alles verlassen. Der Blick über Luang Prabang ist einzigartig und so fühlt man sich total eingenommen von der ganzen Umgebung. Im Tempel habe ich das Bild “enlightened soul” aufgenommen, welches neben einem geschlossenen Fenster ein stark von der Sonne erleuchtetes zweites Fenster zeigt. Der Lichtkegel, der das Innere des Tempels in warmes Sonnenlicht taucht, wirkt wie eine erleuchtete Seele und passt perfekt zur Stimmung des verlassenen Tempels auf dem Berg.

 

Nach einem weiteren Tempel begann ein neues kleines Abenteuer und es ging auf einem schmalen Trampelpfad entlang des Mekongs durch den Dschungel. Nach einem kleinen Umweg, da der Trampelpfad nicht immer eindeutig identifizierbar war, kommt man bei einer Lichtung im Dschungel ca. 50 Meter über dem Mekong an: einer der schönsten Orte, die ich bisher sehen durfte. Mitten im Dschungel liegt eine Tempelanlage, eingetaucht in sanftes Sonnenlicht, einsam und doch nicht verlassen, denn es leben auch hier ein paar Mönche. Dieser Ort bietet eine Kulisse wie in einem kitschigen Hollywoodfilm. Er ist so schön, dass man für den Moment überhaupt nicht realisieren kann, dass man sich in der Realität befindet (da diese komplexe Schönheit nicht in einem Foto darstellbar war, habe ich entschieden, kein Foto aufzunehmen). Und so hat es auch bei mir ein paar Augenblicke gedauert bis ich verstanden habe, was ich heute erleben durfte.

 

Weitere Bilder findet ihr hier im Album “Luang Prabang“.


Hier ist dieser Artikel entstanden: Luang Prabang, Louangphabang, Laos.


playful girl

playful girl von hafual auf Flickr ©

dented lights

dented lights von hafual auf Flickr ©

velvety sleep

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Ich gebe es zu: ich bin ein Spielkind. Aber wahrscheinlich haben das die Meisten von euch bereits gewusst. Und wie sich das so zeigt? Naja, wenn ich die vergangenen vier Monate rückblickend betrachte, dann gibt es da eventuell so einige Auffälligkeiten.

 

Angefangen hat alles mit diesem “iPad”. Dieses Teufelsgerät, das sich Anja von euren Geschenken kaufen konnte (vielen Dank soll ich an dieser Stelle nochmal an euch alle dafür loswerden). Ich erinnere mich noch sehr gut an den Flughafen in Boston an die Nacht vor dem Abflug nach San Francisco. Diese Nacht war eine perfekte Gelegenheit wie auch viele weitere, die folgen sollten: wenn man am Flughafen abhängt, Bus fährt, fliegt, in einem Restaurant auf das Essen wartet, beim Frühstück, bei Langeweile, einfach mal so zwischendurch oder wenn man sich wie ein Sieger fühlen will und denn Gewinn-Kick braucht. Bei fast all diesen Gelegenheiten kann man natürlich auch ein Buch lesen (was ich auch schon getan habe, nach den USA bin ich bereits beim zweiten) oder man schnappt sich das Ding und legt los. Begonnen hat die Sucht also am Flughafen in Boston – und es gibt da so ein frisch verheiratetes Ehepaar, das nicht ganz unschuldig an dieser Spielsucht ist – mit dem Spiel “Plants vs. Zombies HD” oder kurz “PvZ HD”. Ein Spiel, das man nur alleine spielen kann, bei dem es aber auch unglaublich viel Spaß macht, dem anderen zuzusehen. Und nachdem doch noch ein Spiel für Zwei folgen musste, wurde “Monopoly HD” gekauft. Ein Dauerbrenner und aktuell immer noch im Trend: Das letzte Spiel endete vor ziemlich genau 2,5 Stunden (aktuelle Uhrzeit 00:08 Uhr). Und so ging es immer weiter: es folgten “Tic Tac”, “Spiel des Lebens”, “Yatzy HD”, “Risiko”, “Doodle Bowle”, “Wer wird Millionär 2011 HD”, “Cut the Rope”, “Blokus”, “Contre Jour”, “NFS Shift 2″ und “Doodle Jump”. Und für ein wirklich geniales Deathmatch zu zweit kann ich das Spiel “Swords and Soldiers” absolut empfehlen.
Das hört sich jetzt so an als würden Anja und ich nur noch vor dem iPad sitzen und zocken? Also, wenn man sich die heutige Statistik dazu ansieht, dann sagt diese etwas ganz anderes aus:
- Anzahl Doodle Jump Spiele: maximal 40
- Anzahl Monopoly Spiele: 2
- Gelesene Buchseiten: geschätzte 120
- Besichtigte Sehenswürdigkeiten: 0,3
Ihr seht, diese Sucht beeinflusst in keinster Weise den Tagesablauf. Zu meinem eigenen Schutz sage ich dazu jetzt lieber nichts mehr.

 

Jetzt stellt sich natürlich die Frage, was die heutigen Bilder “playful girl“, “dented lights” und “velvety sleep” mit dem Thema “Spielkind” zu tun haben. Ganz einfach: “playful girl” zeigt ein kleines Mädchen, das an einem Blatt herumspielt und als ich die Szene heute gesehen habe und bereits wusste, dass ich meine Sucht als ersten Therapieschritt endlich heute und hier öffentlich machen will, wusste ich sofort, dass das Bild perfekt passt. Und die anderen beiden Bilder zeigen mich beim Ausführen meiner Sucht, denn “Spielkind” beziegt sich natürlich auch auf andere Bereiche meines Lebens. Bei der Aufnahme solcher Bilder laufen regelmäßig Leute vorbei, die sich fragen, was zur Hölle ich denn da bitte fotografiere. Vor allem in der für mich großartigen Szene, die ich in “velvety sleep” entdeckt habe, ist ein Kerl mit dicker Kamera vorbeigelaufen und hat sich bestimmt fünf Mal gedreht und dann aufgegegeben, verstehen zu wollen, warum ich diese Aufnahme mache. Und da ich bestimmt drei Minuten vor dem Auto gekniet habe, hat sich sogar der Tuk Tuk Fahrer daneben über mich lustig gemacht und sich bestimmt gedacht: so ein “Spielkind” oder so ein Freak. Naja, völlig egal, vielleicht versteht ihr ja das Bild “velvety sleep“?
So, und jetzt versuche ich noch den heute aufgestellten Doodle Jump Rekord zu brechen bevor ich ins Bett gehe und in vier Stunden aufstehen muss. D.h. also noch mehr als genug Zeit.

Hier ist dieser Artikel entstanden: Luang Prabang, Louangphabang, Laos.


little playing Aladins

little playing Aladins von hafual auf Flickr ©

sunny life

sunny life von hafual auf Flickr ©

walking stranger

walking stranger von hafual auf Flickr ©

rolling picket

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Eine Reise um die Welt kann man auf viele Arten angehen. Doch heute habe ich nach dem Besuch des königlichen Palasts in Luang Prabang eine neue Möglichkeit kennengelernt, die mich wirklich beeindruckt hat.

 

Bis 1975 war Luang Prabang der Sitz der Königsfamilie. Als jedoch der Umschwung mit einer neuen Regierung anbrach, wurde die ganze königliche Familie in ein Umerziehungslager verfrachtet und ihre Mitglieder sind in den darauffolgenden sechs Jahren verstorben. Bereits während dieser Zeit hat die neue Regierung den ursprünglichen Königspalast im Jahr 1976 mitten in der Altstadt für Besuche freigegeben und der Palast wird offiziell als Geschenk des ehemaligen Königs Sisavang Vatthana an das laotische Volk bezeichnet.
Auch heute lässt sich dieses faszinierende Gebäude besuchen. Wenn man den Palast betritt hat man das Gefühl, dass die Familie das Gebäude erst gestern verlassen musste. Die Räume und Einrichtungen wirken perfekt gepflegt, neu und so sauber wie kaum ein anderes Gebäude in Laos. Und ein besonderes Merkmal sind die lichtdurchfluteten Zimmer. Das Licht macht die Räume mit schweren dunklen Holzböden und extrem hohen Decken richtig gemütlich und wohnlich.

 

Leider ist Fotografieren im Gebäude verboten und auch die Tasche muss draußen bleiben. Aber um das Gebäude herum darf man Fotos schießen. Und so habe ich das Leben um den Palast festgehalten.
Die Kinder im Bild “little playing Aladins” spielen auf ihrem fliegenden Teppich aus dem Orient während eine ältere Dame mit ihrem riesigen leuchtenden weißen Sonnendach auf dem Kopf am Eingang auf weiteren Besuch wartet (“sunny life“). Und der Unbekannte in “walking stranger” verlässt die Szenerie im Schatten der Palmen auf ein Nimmerwiedersehen.

 

Und erst nach dem Besuch des schönen Palastes habe ich durch Zufall hinter den Zäunen des französischen Sprachzentrums (“rolling picket“) Level 2 der Arten entdeckt, wie man eine Weltreise noch angehen kann. Zwei Franzosen sind mit einem VW Käfer durch 18 Länder in 13 Monaten 35000 Kilometer von Frankreich nach Laos gefahren. Die Aktion war für einen guten Zweck und Bilder und Beschreibungen werden seit September letzten Jahres in Luang Prabang ausgestellt.
Und ich überlege jetzt schon, was denn mein persönliches Level 2 sein könnte. Aber erstmal muss ich Level 1 durchspielen und den Endboss besiegen.

Hier ist dieser Artikel entstanden: Luang Prabang, Louangphabang, Laos.


flashing in

flashing in von hafual auf Flickr ©

drying monk's

drying monk’s von hafual auf Flickr ©

lifelines

lifelines von hafual auf Flickr ©

mystic circles

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Laos ist eines der ärmsten Länder der Welt. Die Entwicklung hin zur Modernität ist in vollem Gange und hat eigentlich erst so richtig nach der Jahrtausendwende begonnen. Zuvor hat das Land Jahrzehnte unter Kriegen und einer fraglichen Regierung gelitten. In den vergangenen zehn Jahren hat sich in diesem Land extrem viel getan. In Orten wie z.B. Phonsavan (siehe Artikel “Verschlafene Nester“) gibt es erst seit dem Jahr 2004 Strom und jetzt kommt man als Tourist an und surft mit DSL-Geschwindigkeit per Wifi in einem der Gästehäuser im Internet, als ob es das Normalste der Welt wäre. Die Armut zeigt sich vor allem außerhalb der Städte. Laos besteht zu 90% aus Berglandschaft, die teilweise schwer oder überhaupt nicht zugänglich ist und die Menschen leben in kleinen Orten komplett von ihren eigenen Erzeugnissen. Nur 53% der Landbevölkerung hat Zugang zu sauberem Trinkwasser. Und wenn man in der westlichen Welt von einer Schere zwischen Arm und Reich spricht, dann kann man in einem Land wie Laos erst so richtig verstehen, was eine solche Schere überhaupt bedeutet. Denn der Unterschied von einem kleinen Dorf in den Bergen zu einer Stadt wie Luang Prabang, die vielleicht nur 20 Kilometer entfernt ist, ist unfassbar groß.

 

Luang Prabang hat es in der Aufschwungphase von Laos nicht schwer die Spitze der beliebtesten Ziele in diesem Land zu erklimmen. Die Stadt ist kulturell der mit Abstand interessanteste Ort in Laos und die komplette Stadt wurde mit viel Liebe zum Detail zu einer modernen und gemütlichen Kleinstadt geformt. Wer in der Innenstadt ein Haus besaß, hat dieses für viel Geld verkauft oder zu einem schönen Gästehaus oder Restaurant umfunktioniert. Und all diese kleinen renovierten Häuser schmiegen sich perfekt um die Attraktionen der Stadt. Dazu gehört die wunderschöne Tempelanlage Vat Xienthong: das Hauptgebäude und Gebetshaus ist mit goldenen Figuren auf rotem und blauem Grund handbemalt (“flashing in“). Und das Schönste an Besichtigungen dieser Tempelanlagen ist, dass man das wirkliche Leben der Mönche live miterlebt. Die Mönche arbeiten z.B. hoch oben auf dem Dach um Reparaturen anzufertigen oder befinden sich kniend auf dem Boden tief versunken in Gebeten. Und alles natürlich in ihren orangen Kutten (wenn diese nicht gerade wie im Bild “drying monk’s” frisch gewaschen und tropfnaß an der Wäscheleine zum Trocknen hängen). In der Stadt gibt es unzählige weitere Tempelanlagen, die wirklich schön anzusehen sind. Und es wird auf Details geachtet: an einer Anlage habe ich einen blau gestreiften Tisch mit interessanten Rissen entdeckt, die mich sofort an die Lebenslinien einer Hand erinnert haben und so ist das Bild “lifelines” entstanden. Und auch zwischen den vielen Tempelanlangen wird an den kleinen Läden und Restaurants auf Kleinigkeiten und Gemütlichkeit geachtet und die Häuser werden teilweise aufwändig verziert: die mystischen Kreise im Bild “mystic circles” habe ich vor einem Nobelbekleidungsgeschäft entdeckt.
Es ist sehr wahrscheinlich, dass sich die Menschen in den ärmeren Teilen dieses Landes ihr eigenens kulturelles Zentrum Luang Prabang nicht einmal vorstellen können. Es ist ein Unterschied wie Tag und Nacht.

Hier ist dieser Artikel entstanden: Luang Prabang, Louangphabang, Laos.


nobody's perfect

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ancient white beauty

ancient white beauty von hafual auf Flickr ©

wheel of time

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Diese Diskussion wird sicherlich niemals enden. Ist Weiß eine Farbe? Hierzu gibt es physikalische, künstlerische und besserwisserische Erklärungen (“alle Farben mischen um Weiß zu bekommen und dann behaupten es wäre keine Farbe”). Bevor ich mich auf diese Diskussion einlasse will ich ein paar Beispiele anbringen, die vielleicht für die Farbe Weiß sprechen.

 

Luang Prabang hat etwas von einer malerischen Kleinstadt und erinnert ganz stark an gemütliche Viertel wie das Glockenbachviertel in München oder Williamsburg in New York (siehe “Unendliche Welten – Glockenbach in New York“). Wenn man sich die Stadt ein bisschen genauer ansieht und darauf achtet, wie eine solche Gemütlichkeit zustande kommt, dann fällt ein sich wiederholendes Detail immer wieder auf: die “Farbe” Weiß.
Vor allem in den USA ist diese “Farbe” in den Vorstadtviertel weit verbreitet. Jeder der bereits dort war oder auch Serien wie Desperate Housewives oder diverse amerikanische Filme gesehen hat, die in diesen Vierteln spielen, kennt ein Detail ganz bestimmt: frisch gestrichene weiße Zäune. Und Luang Prabang hat genau dieses Detail aufgegriffen. Durch weiße Zäune, weiß gestrichene Häuser und weiße Details an allen Ecken und Enden wirkt die kleine Stadt hell, freundlich, edel und sauberer als viele andere asiatische Städte. Und zu dieser Stadt passt Weiß wirklich perfekt. Denn es vermittelt automatisch ein Gefühl von Sauberkeit, Reinheit, Frische und Helligkeit. All diese Merkmale geben der Altstadt von Luang Prabang einen Hauch einer europäischen Kleinstadt. Gleichzeitig wirkt es steril und für mich auch etwas angreifbar.
Doch was ist es, was ein simples Weiß zu etwas Besonderem und Schönem macht? Ich glaube es ist genau das, was oft an Weiß bemängelt wird: bei jeder kleinsten Berührung wird es schmutzig, grau oder nimmt eine andere Farbe an. Und das ist es doch, was z.B. einen ehemals perfekt weiß gestrichenen Zaun im Bild “nobody’s perfect“, dessen Farbe mittlerweile rissig ist und graue Stellen aufweist, so richtig interessant macht. Oder auch ein vergilbtes, leicht in das gelbliche oder braune übergehende Weiß eines Kleides/eines Schals im Bild “ancient white beauty” vor einer alten weißen Tür im Hintergrund. Und in einer Szene wie im Bild “wheel of time“, einer Darstellung von Schuhen, die sich von einem Ventilator in die Vergangenheit blasen lassen, in der Weiß das zentrale Element zur Darstellung von vergangenen Zeiten ist.
All diese Dinge lassen mich zu dem Schluß kommen, dass Weiß einfach unglaublich vielseitig und interessant ist. Und diese Vielseitigkeit ist doch ein weiteres gutes Argument welches dafür spricht, dass Weiß eine Farbe ist.

 

Ihr findet weitere bunte Bilder im neuen Album “Luang Prabang“.

Hier ist dieser Artikel entstanden: Luang Prabang, Louangphabang, Laos.


ascending with the shadows

my stylish handbag

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illuminated alien bin

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line of light

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Aber wie kann das denn sein? Ich habe mir an so vielen Orten gedacht, dass es nicht mehr schöner geht, und doch ist jeder Tag der schönste Tag.
Ich kann die “schlechten” Tage der Reise an einer Hand abzählen und es gab keinen einzigen Tag, der einfach nur ein Reinfall war. Das ist nach einer solch langen Zeit einfach unglaublich und ich bin immer wieder perplex, was diese Welt alles zu bieten hat und dass sie immer noch einen drauf setzen kann. Wenn ich über die vergangenen dreieinhalb Monate nachdenke und die Details reproduziere, dann gibt es bestimmt mehr als 50 Tage, die ich als “der schönste Tag” beschreiben würde. Es gibt einfach irgendwann keine Steigerung mehr, denn die Tage sind alle extrem unterschiedlich und auf ihre Weise nahezu immer wunderschön. Mal kann es eine spannende Busfahrt sein, mal ein toller Abend mit neu kennengelernten Mitreisenden oder wie in den USA ein Weg mit dem eigenen Auto alleine durch die Wüste. Diese Reise ist so vielseitig und die Tage sind so unvergleichlich, dass einfach jeder Tag der Schönste ist.

 

Wenn ich mir z.B. den heutigen Tag ansehe, der eigentlich nichts Besonderes war, denn es ging in einem winzigen Minibus eingequetscht sieben Stunden lang von Phonsavan nach Luang Prabang. Die Fahrt war wirklich extrem ungemütlich und sehr anstrengend, und trotzdem hat sich die Reise schon direkt nach dem Ankommen gelohnt. Eingecheckt in ein wunderschönes Zimmer (das Schönste bisher in Laos) gab es ein tolles Essen in einem schönen Restaurant. Auf dem Weg dahin habe ich einen kleinen Jungen im Sonnenuntergang bei einem Kletterwettkampf mit seinem Schatten entdeckt: “ascending with the shadows“. Und nach dem Essen ging es noch kurz zu dem Nachtmarkt mitten in Luang Prabang (“my stylish handbag“: das kleine Mädchen mit der stylischen Handtasche reflektiert das Leuchten der Glühbirnen des Nachtmarktes in den Bildern “illuminated alien bin” und “line of light” in ihren Augen).
Und so war auch dieser Tag wieder ein schönster Tag. Ich weiß nicht wie das irgendwann zurück im Alltagsleben funktionieren soll, denn man wird bei solch einer Reise wirklich extrem verwöhnt und vielleicht dadurch auch ein bisschen verzogen. Aber jetzt freue ich mich schon auf den morgigen Tag in Luang Prabang und bin sicher, dass auch dieser wieder der Schönste wird.

Hier ist dieser Artikel entstanden: Luang Prabang, Louangphabang, Laos.


sad little ocean palm's big brother

for the heavens

for the heavens von hafual auf Flickr ©

beyond the jars

beyond the jars von hafual auf Flickr ©

parched meadows

parched meadows von hafual auf Flickr ©

in god's hand

in god’s hand von hafual auf Flickr ©

Hintergrund: die Geschichte der mysteriösen Tonkrüge in Laos kann nicht mehr nachvollzogen werden. Sie befinden sich verteilt in der ganzen Region um Phonsavan und an den größten Fundstätten Nummer 1 bis 3 kann man mehrere hundert Exemplare bewundern. Es ist weder einhundertprozentig klar welches Volk die Ebene der Tonkrüge verwendet hat, noch warum es solch einen Aufwand betrieb, die 0,5 bis 3 Meter hohen und breiten Krüge aus massivem Stein (Tonkrug ist nur ein im Sprachgebrauch verwendeter Begriff) mit mehreren Tonnen Gewicht auf die Hügel der Region zu schleppen. Nur eines ist sicher: sie wurden auch für Bestattungen verwendet, da in den 1930er Jahren Überreste von menschlichen Knochen in den Krügen gefunden wurden.

 

Vor 2500 Jahren, Region Xiangkhouang, Laos:
Heute ist ein trauriger Tag. Ein altes und sehr geschätzes Mitglied unseres kleinen Dorfes ist vergangene Nacht verstorben: Bah. Bah wurde 92 Regenzeiten alt und hat unser Dorf als Medizinmann versorgt. Es wird eine besondere Zeremonie und das ganze Dorf begibt sich auf eine Wanderung zu der Ebene der Tonkrüge. Als sich das Ende von Bah abzeichnete, wurde ein besonderes Exemplar angefertigt: der größte Krug der ganzen Ebene mit einer Höhe von drei Beinen. Die Arbeit daran hat 27 Frauen und Männern 70 Sonnenzyklen gekostet. Als wir alle über die Hügel wandern, scheinen sogar die Pflanzen, die wir in unserer Glaubensrichtung verehren (eine Religion des Paganismus), traurig zu sein (“sad little ocean palm’s big brother“, siehe auch Artikel “Perfekte Postkartenwelt“). Bei der Ebene ankommen beten die jüngsten Mädchen nach einer uralten Tradition bereits seit einiger Zeit mit traurigen Gesichtern zu den Himmeln (“for the heavens” und “beyond the jars“). Die Himmel haben geahnt, dass es heute mit Bah zu Ende geht, denn die Sonne bleibt während der ganzen Zeremonie verborgen. Diese dauert den kompletten Tag. Nachdem alle Dorfbewohner ihre Plätze eingenommen haben, beginnen die Feierlichkeiten. Mit lautem Trommeln wird die drei Meter hohe Urne Bahs von mehr als 20 Männern auf Holzstämmen auf den höchsten Hügel befördert (“parched meadows“). Der Dorfälteste beginnt unter tosenden Trommelgeräuschen seinen Tanz und wie in den Generationen verankert folgen nach dem Alter gestaffelt auch nacheinander alle jüngeren Männer des Dorfes. Die trommelnden Frauen versetzen die komplette Zeremonie in eine Art Extase um die Natur und Himmel anzuhalten, Bah in ihre Kreise aufzunehmen. Nachdem der Tanz beendet ist, wird der Leichnam Bahs von seiner Familie auf den Hügel gebracht und alle Dorfbewohner verabschieden sich mit einer streichelnden Geste über die Stirn, Nase und Kinn Bahs. Danach wird er von den Männern vorsichtig in seinen Tonkrug gelegt und dieser wird fest mit einem Holzdeckel verschlossen. Die Zeremonie wird mit einem weiteren Tanz aller Dorfbewohner geschlossen und nach einem Zeichen der Himmel (“in god’s hand“) weicht die Traurigkeit einem Glücksgefühl und einer Erleichterung mit dem Wissen, das Bah für immer und ewig in der Natur und den Himmeln weiterleben wird. Lebe wohl, lieber Bah.

 

Weitere Bilder sind hier im Album “Plain of Jars” zu finden.

Hier ist dieser Artikel entstanden: Phonsavan, Xiangkhouang, Laos.


deserted

deserted von hafual auf Flickr ©

cement blob

cement blob von hafual auf Flickr ©

reparation cig

reparation cig von hafual auf Flickr ©

threatening way into darkness

Es gibt unendliche viele. Es gibt sie in jedem Land. Es gibt sie in jeder Kultur. Und sie haben immer ihre Eigenheiten und einzigartigen Geheimnisse, die man als Außenstehender meist nicht erfährt. Und wenn doch, wahrscheinlich nicht versteht. Verschlafene Nester – völlig unspektakuläre Orte irgendwo im Nirgendwo.

 

Heute angekommen in Phonsavan hat man schnell gemerkt, dass hier ganz bestimmt kein Bär steppt. Die Provinzhauptstadt ist ein richtiges Nest und die Touristen kommen nur wegen einer einzigen großen Sehenswürdigkeit außerhalb des Ortes und übernachten ein bis zwei Nächte. Und so ist in der Stadt auch nicht viel geboten außer ein paar Gästehäusern und Restaurants. Und ich habe heute wieder schnell gemerkt, dass ich solche Städte einfach liebe. Das Gefühl, welches solch verschlafene Nester verbreiten, ist überall ähnlich und trotzdem einziartig. Ein Gefühl, das all diese Orte gemeinsam haben: Wenn man durch die Straßen schlendert wird man kaum wahrgenommen, denn die Menschen leben einfach ihr Leben. Man stört nicht, aber es ist auch nicht wichtig oder relevant, dass man da ist. Die Welt dreht sich gefühlt einfach viel langsamer und man wird wieder daran erinnert wie es ist, wenn man all die Dinge, die wir für unser eigenes Entertainment brauchen, nicht hat und was eigentlich wirklich wichtig ist.

 

Sehr schnell nachdem ich in dem Ort angekommen war wusste ich, dass ich hier heute eine Fototour machen muss, denn auch das Wetter mit einer dicken Wolkendecke hat perfekt zum Thema “verschlafenes Nest” gepasst. Und so bin ich eine Runde gelaufen und habe das Album “one-horse town” fotografiert. Jedes Bild in dem Album drückt die langsamere Geschwindigkeit, die Ursprünglichkeit, das Gefühl “eine kleine abgeschlossene Welt in der großen Welt” und eine positive Verlassenheit aus. Ihr findet das Album hier.
Das Bild “deserted” habe ich in der Parallelstraße der Hauptstraße 7 in einem Hinterhof entdeckt. Es vereint die Elemente Verlassenheit mit dem leeren Platz/Garten, Einsamkeit mit dem alleinstehenden Baum, Bedrohlichkeit mit der dicken Wolkendecke und Trägheit mit der Baustelle, an der sicherlich seit langer Zeit gearbeitet wird.
cement blob” habe ich auf einem Gesteig entdeckt: Es wird oft und viel an den Häusern gearbeitet und auch bei diesen Arbeiten findet das Leben draußen auf dem Gehsteig statt. Und so wird auch der Zement auf dem Gesteig angerührt und die Schaufel bei Einbruch der Nacht einfach liegen gelassen.
Knapp neben dem Gehsteig am Eingang eines kleines Häuschens: eine entspannte Feierabend-Reparatur mit Feierabend-Zigarette (“reparation cig“).
Und im Bild “threatening way into darkness” gingen gerade die Straßenbeleuchtungen der einzigen großen Hauptstraße durch die Stadt unter der dicken schwarzen Wolkendecke an. Die Lampen führen scheinbar unendlich weit in die Dunkelheit – ein gewaltiges Spektakel.
Und trotz der Einfachheit ist Phonsavan eine für mich wirklich beeindruckende Stadt. Ich liebe verschlafene Nester, die irgendwo im Nirgendwo versteckt sind und eigentlich niemanden interessieren.

Hier ist dieser Artikel entstanden: Phonsavan, Xiangkhouang, Laos.


In the Tubing

In the Tubing von hafual auf Flickr ©

Ok, ich gebe es zu. So komisch der Touristenort Vang Vieng auch sein mag. Die Hauptattraktion, die goldene Idee “Tubing”, ist einfach nur genial.
Heute um 11:00 Uhr ging es nach einem ordentlichen Frühstück zum Startpunkt 3,5 Kilometer nördlich von Vang Vieng. Um diese Zeit war noch nichts los (ich hatte die Nummer sieben, d.h. den siebten Reifen). Und da noch nichts los war gab es erstmal vor dem Start ein erstes Bier bei der Bar Nummer eins. Es gibt insgesamt 13 Bars, die alle im ersten Streckenabschnitt gelegen sind. Nach dem Bier und ein bisschen lustig machen über die Ersten, die in die Reifen gestiegen sind, ging es los. Die Strömung des Flußes ist wirklich kaum vorhanden und so tuckert man gemütlich dahin. Bis von irgendwo eine volle Wasserflasche geflogen kommt, an der ein kleines Seil befestigt ist. So wird man in die Bars gefischt und so kam es auch, dass die erste Fahrt gerade einmal 50 Meter weit war. In der Bar gab es dann den ersten Bucket mit Vodka Sprite. Und ich bin an einem fünf Meter hohen Seilzug über den Fluß geschlittert und abgesprungen. Absolut geil.
Danach ging es zu weiteren Bars und noch mehr Action. Einen noch höheren Seilzug, eine riesige Wasserrutsche und alles natürlich überhaupt nicht TÜV-konform, zugänglich mit ultra wackeligen Holzgestellen und trotzdem eine unglaublicher Spaß. Und es wurde den ganzen Tag zu perfekter Musik gedanced und gefeiert. Insgesamt wurden es sechs von 13 Bars.

 

Jetzt fragt man sich bestimmt, warum ich überhaupt noch fähig bin, einen Blogartikel zu schreiben. Nun ja, nachdem man die 13 Bars passiert hat, beginnt das eigentliche Tubing und man treibt drei Kilometer durch eine wunderschöne Landschaft mitten im Karstgebirge flussabwärts. Da die Strömung kaum vorhanden ist, war ich die ganze Zeit am paddeln. Und so bin ich jetzt wieder fit für neue Taten und werde gleich in die nächste Bar wandern. “In the Tubing” fasst den heutigen Tag in einem Bild zusammen: Reifen, Wasser, Spaß, der ganze Körper bemalt mit z.B. pinken Sternen und Party, Party und noch mehr Party. Es war einfach perfekt.

Hier ist dieser Artikel entstanden: Vang Vieng, Vientiane, Laos.